Die Wachau hat einen nicht zu unterschätzenden Vorteil in Zeiten vierzeiliger Etiketten-Bezeichnungen: Das dreiteilige System der Vinea Wachau, das sich an der „Zuckerpyramide“ orientiert, verstehen sogar Erstklassler. Die Treppen-Stufe, die vom Federspiel (unter 12,5% Alkohol) zum Smaragd (alles darüber) führt, will aber auch akzentuiert sein. Denn speziell die leichtere Variante macht mit ihrem Preis-Leistungsverhältnis auch jene froh, die gerne über die Preis-Politik der Weine von den Donau-Terrassen schimpfen. Doch es muss ja niemand 40 Euro-Smaragde kaufen. Den Geschmack dieses berühmten „Terroirs“ gibt es etwa auch in der Kollektion der Weißenkirchener Federspiele von Franz Zottl.
Sechs Stück gibt es alljährlich am Weingut, nur eines davon stammen von Riesling-Weingärten. Der mehrheitlich mit Grünem Veltliner von seinen 7,5 Hektar operierende Winzer stellt mit seinem „Lissl“, offiziell: Ried Hinter der Burg, einen nach Zimt, gelbem Apfel, Strudelblatt und dezent nach Gewürznelken riechenden Wein auf den Tisch. Dieses 2016er Federspiel wirkt mit seiner zitrusfruchtigen Art wunderbar präzise, wie gefräst, vor allem aber macht der Grüne Veltliner Appetit. Doch dann schlägt seine Art um; die Apfel- und Birnen-Töne bringen einen vollmundigeren Eindruck. Der „Lissl“ 2016 macht viele Weinfreunde glücklich, denn er schafft einen Spagat – kühl und vollmundig zugleich ist dieser Wachauer.
Der besagte Riesling, intern „Federspiel S“ (wie Steinriegl) genannt, aus dem Jahrgang 2015 (der aktuelle ist bereits ausverkauft) bedient dagegen eine etwas exotischere Richtung. Der Engländer würde derlei Duft „curried“ nennen, die Kurkuma-Note mischt sich mit Gelber Kiwi. Auch hier hat Zottl einen janus-köpfigen Wein zu bieten. Denn dass die Pfeffrigkeit zu Beginn steht, ehe sich der „Steinriegl“ saftiger zeigt, ist eine unkonventionelle Aromen-Abfolge. Dieser Wein legt sekündlich zu, bis er in einem vollmundigen Eindruck mündet, der Orangenspalten mit Nashi-Birnen paart. Säurig und fein bei einer generell breiteren Anlage bleibt dieses Federspiel bis in den Abgang.
Schmelzig, aber mit Struktur: die Smaragde
Auch wenn die Federspiele – passend zum Namen – die Spielwiese Zottls darstellen, hat es auch der seit zwei Monaten gefüllte 2016er Riesling Smaragd in sich. Er stammt aus der Ried Achleiten und die saftige Art geh einen dritten Weg zwischen mineralischen Smaragden und honig-satten Varianten mit leichtem Botrytis-Anteil. Der Frost hat gut 60% der normalen Menge hinweggerafft, doch wie in anderen Gebieten auch hat diese brutale natürliche Selektion die wenigen Trauben quasi intensiviert. Marillen blitzen in der Steinobst-Nase durch, am Gaumen kommen diese fruchtigen Töne richtig saftig rüber. Schmelzig wie Butter-Brösel beginnt der Wein, mit Luft, die er momentan noch braucht, gesellen sich auch Tropenfrüchte wie Papaya und Guave dazu, die am Ende ein Prädikat stehen lassen: Juicy!
Wo wir nun doch beim Smaragd gelandet sind: Franz Zottl keltert auch eine kleine Menge Chardonnay in dieser Kategorie. Er stammt von der Ried Vorder Seiber und duftet vielschichtiger, als das gemeinhin bei dieser Sorte der Fall ist. Weiße Schokolade, Hibiskus, Puffreis und ein Gemisch aus Nektarine und Orange macht neugierig, wie intensiv dieser 2016er am Gaumen sein wird. Um es kurz zu machen, es wurde ein saftige „Mäuvoll“ Wein. Karamellisierte Ananas, etwas Banane und dazu der Butterkeks-Ton ergeben einen satten Auftakt, zarter Gerbstoff im Finish verhindert aber eine breite Wuchtbrumme von Wein, eher ist es ein selbstbewußter Buddha – der noch mehrere Jahre ruhen kann. Vor allem in einer Magnum-Flasche, die man bei Weißenkirchens Geheimtipp von allen Smaragden anbietet.
Bezugsquelle:
Weingut Zottl, Grüner Veltliner Federspiel „Hinter der Burg“ 2016 ist um EUR 9 erhältlich, der Riesling Federspiel „Steinriegl“ 2015 kostet EUR 9,50, der Riesling Smaragd „Achleiten“ 2016 ist um EUR 18 zu haben, vom Chardonnay-Smaragd „Vorder Seiber“ kostet die Normalflasche EUR 15, die Magnum EUR 35, alle ab Hof, www.weingut-zottl.at