Bescheidenheit spricht aus der Betriebsbezeichnung Peter Uhlers, aber auch Respekt für die Natur. Der Winzer aus der Hackenberggasse im 19. Bezirk nennt seinen Nebenjob „Weingärtnerei“. Hauptberuflich sorgt er nämlich als Geiger – u. a. bei den Wiener Concert-Schrammeln – für Harmonie. Und als Gründer der Wiener Orchideen-Winzer läßt er auch im kleinteiligen Weinbau viele „Blumen blühen“. So entsteht
Der Wiener Gemischte Satz, so bestätigt sich wieder beim Verkosten, ist ein multifaktorielles Produkt mit einem gewissen Rätsel-Faktor: Wie die Sorten in diesem „field blend“, also einem gemeinsam gewachsenen und gelesenen Rebsorten-Mix, interagieren, bleibt jedes Jahr aufs Neue spannend. Aromatische Rebsorten wie der Traminer „verschwinden“ mitunter in einem Jahr, im Folge-Jahrgang wieder dominieren sie trotz rechnerisch kleiner Anteile in der Rebanlage wieder den ganzen Wein. Peter Uhler hat zwar wenig Traminer in seinen Lagen, doch der 2015 „G’mischte“ ist eindeutig von einem Duft geprägt, der sich offenbar einer Aromasorte verdankt. Der Muskateller ist hier der erste „Verdächtige“ und seine glockenhelle Frucht sorgt für laute Töne beim Gemischten Satz Mitterberg, den der Musiker gerne mit einem Orchester vergleicht. Ob es der Rote Veltliner oder doch der Muskateller ist, dessen Frucht hervorblitzt, kann man lang diskutieren, unbestritten ist bei allem Wein-Nerd-tum die saftige Art des Mitterberg 2015.
Es riecht nach einem Korb gelber Früchte, Golden Delicious, Nektarinen und vor allem Ananas machen wir aus. Dabei mischt sich auch eine kalkige Ader und eine leichte Zitrusnote ins Potpourri. Am Gaumen schlägt die Saftigkeit voll zu, Mandarine und Pink Grapefruit sorgen für säurig unterlegten Zug. Mit etwas Gewürznelke und weißem Pfeffer klingt dieser Gemischte Satz aus.
Uhlers Riesling wiederum ist das, was mein Wirten-Freund gerne als „stichg’rad“ bezeichnet. Der 2015er „Reisenberg“ duftet nach gelbem Apfel, vor allem aber Grapefruit und das zitrische Rückgrat macht dann auch den Zug aus, den er entwickelt. Dass dem Ganzen eine ordentliche Portion Rauch-Mineralik anhaftet, erhöht die Vorfreude. Bei allem Trinkanimo sollte man dem knackigen Wiener Riesling ein wenig Zeit gönnen, dann kommen die dunkleren, saftigen Noten stärker durch: Mandarine und fast schon Beerentöne mischen sich dann in die pfeffrig-zitronige Melange. Viel Stoff, viel Spaß – und das dürfte noch eine Zeit so bleiben bei diesem Reisenberg.
Bezugsquelle:
Weingärtnerei Peter Uhler, Gemischter Satz „Mitterberg“ 2015 ist um EUR 11,30, der Riesling „Reisenberg“ 2015 um EUR 15,90 erhältlich, beide bei Craft Wines im Webshop, www.craftwines.com