Die Braugeschichte ist nicht gerade arm an Aufregern. Man denke nur an das Fass-weise ausgeschüttete, üble Bier, das am Anfang der Entstehung des Pilsners stand. Josef Groll braute den Tschechen dann jenes helle Lager, das Geschichte schreiben sollte. Und der Aufschrei der Münchener, als ihnen die „Spaten-Brauerei“ 1895 das bisher für Norddeutschland reservierte „Helle“ anbot, war ebenfalls gewaltig. Denn die „Hoibe“ hatte dunkel zu sein. Mittlerweile ist das auch längst Geschichte; das mit hellstem Malz kreierte Bier war lange sogar Bayerns Lieblingsstil, ehe es Mitte der 1990er Jahre in Sachen Beliebtheit vom Weißbier überholt wurde. Außerhalb der weiß-blauen Grenzen interessierte das eher sanfte Bier aber kaum jemanden. Doch im Vorjahr stieg der Absatz des „Hellen“ in der gesamten Bundesrepublik um satte 14%.
Was auch in Österreich einen gewissen Boom beim „Hellen“ nach sich zog. Neben dem Schwergewicht Gösser mit dem „NaturHell“ findet sich 2022 auch das „Zeller Hell“ neu in den Bier-Regalen. Es stammt aus dem Zillertal und zitiert eine alte Marke der Brauerei aus Zell/Ziller. Inhaltlich aber reiht sich das neue Bier unter dem ebenfalls angebotenen Lager ein. „Alle unsere Bierspezialitäten haben eine sehr hohe Drinkability, beim „Hellen“ ist es uns aber gelungen, ein noch einmal süffigeres Genusserlebnis zu schaffen“, formuliert es Martin Lechner. Der Chef der Zillertaler Brauerei sieht das „Zeller Hell“ preislich und auch von der Intensität als Einstieg in die Range . Und Lechner nennt auch die technischen Vorgaben an den hellen Neuzugang: „Relativ geringer Alkoholgehalt, zurückhaltende Kohlensäure und besonders harmonische Balance aus Malz- und Hopfenaromatik“.
So also soll das „Helle“ sein, dessen derart beschriebener Charme aber schwer zu brauen ist. Denn jeder noch so kleine Fehler wäre sofort zu schmecken, da weder ein starker Malzkörper, noch ausgeprägte (Aroma)Hopfen etwas überdecken können. Doch schauen und riechen wir mal, was das Zeller in dieser Hinsicht kann! Sattes Gelb mit stabilem, weißporigen Schaum sorgt für ansprechende Optik im Glas. Die Hopfen-Blume ist ausgeprägt und legt gleich einmal frisch vor in der Nase. Das Malz wiederum erinnert in seinem leicht röstigen Duft an Baguettekruste.
Gute Rezenz und frischer Antrunk, läßt sich nach dem ersten Schluck attestieren, wobei nichts im Übermaß vorhanden ist. Die Bittere etwa kommt erst im Finish zum Tragen und bleibt dezent und animierend. Der Malzkörper gestaltet sich mehr würzig als süß – das hat sich im Duft bereits angekündigt. Sehr schlank ist der Gesamteindruck, und so soll ein „Helles“ ja sein. Denn damit ergibt sich ein ideales Bier für ein „Pfifferl“. Auch wenn es eigentlich 0,5 Liter-Flaschen für den großen Durst gibt aus dem Zillachtal. Wer das für ein „Bier ohne Eigenschaften“ hält, übersieht nämlich die wichtigste: gnadenlose Durstlöschfähigkeit.
Bezugsquelle:
Zillertaler Bier, „Zeller Hell“ ist um EUR 1,48 (0,5 Liter-Flasche) beim Online-Shop „Beerlovers“ zu haben, www.beerlovers.at