29 wird Bernhard Ernst heuer und seine jugendliche Unbekümmertheit, mitunter auch als Frechheit angesehen, hat ihn manchem Traditionalisten verdächtig gemacht. Dass er das Blaufränkischland an seine Vergangenheit als Weißwein-Region erinnert, indem er einen der besten Welschrieslinge des Landes keltert, taugte zumindest den schreibenden Kollegen. Mal was anders im monochrom roten Mittelburgenland. Für sein neues Projekt werden ihn wieder einige für verrückt erklären. Die Idee hinter der unkonventionelle Cuvée E1 ONE hat aber etwas für sich. Wie würde jemand einen Wein des Hauses zusammensetzen, der unvorbelastet ist und aus dem Vollen schöpfen kann?
Die „Yvonne“, wie sich der graphisch eindrucksvolle, aber sperrige Name, am leichtesten aussprechen läßt, wurde von Bruno Simianer cuvéetiert. Der Sommelier aus Salzburg ist also quasi die Versicherung gegen eine Art Winzer-Betriebsblindheit, die einmal mehr „more of the same“ hervorbringen könnte. Nicht, dass das angesichts des seinem Höhepunkt entgegen reifenden „Der Ernst“ oder der Bordelaiser Cuvée „La Mission“ schlecht wäre. Aber die gibt es halt schon.
Und so kommen Merlot, Zweigelt, Cabernet Sauvignon und Blaufränkisch zusammen, aus mehreren Jahren, nebenbei bemerkt, auch wenn sich Ernst ansonsten lieber ausschweigt über die Rebsorten und Anteile: „Der Wein soll für sich sprechen“. Eh – und das tut er durchaus lautstark. Im Duft kommen zunächst Cranberries durch, dann auch zarte Malvenblüten, gerade als diese Filigranität einen zu wundern beginnt, schiebt sich aber eine dunkle und alkoholische Note dazwischen, die dann dominiert: die gute alte Weinbrandpraline, also Cognac und dunkler Schoko, übernehmen den Geruch ab jetzt.
Eine herrlich reife Kirsche stellt sich als erste Kost-Assoziation ein, dazu kommt eine cremige Grundierung und eine deutliche Vanillenote, die an Pudding denken läßt. Zum Finish schrammelt aber noch ein ganzes Gewürzorchester auf: Wacholder, Thymian und Lorbeer setzen einen herben Akkord im 14%-Wein. Das alles und auch die Information, dass die Chargen 28 Monate im neuen Holz verbracht haben, läßt an einen üppigen Wein denken, doch mit 6 Promille Säure hat Ernst hier gegengesteuert (oder doch Simianer beim Assemblieren?). Jedenfalls sorgt diese dafür, dass bereits jetzt eine hohe Zugänglichkeit gegeben ist, wirklich ausspielen dürfte sich die Vielschichtigkeit ab 2016. Insofern macht auch die Limitierung auf Magnums und Jeroboams Sinn, die das Reifen noch unterstützen dürften.
Absatzprobleme – das vielleicht ins Stammbuch der Ernst(en) Kritiker – hat der „Wein aus der Außenperspektive“ jedenfalls keine, 70% gingen bereits in der Vorbestellung weg. Es heißt also schnell sein.
Bezugsquelle:
Bernhard Ernst, Cuvée „E1 ONE“, EUR 98 für die Magnum, EUR 198 für die Doppelmagnum, jeweils ab Hof, www.weinguternst.at