Da ist man dann selbst beim Whisky-Giganten William Grant & Sons, der Mutter von Glenfiddich, vorsichtig. Denn alles, was außerhalb der Champagne an Getränken abgefüllt wird, sollte diesen Namen tunlichst nicht auf der Flasche führen. Die Schaumwein-Region, respektive ihr Schutzverband Union des maisons de Champagne, ist bekannt für Abmahn-Briefe in alle Himmelsrichtungen. Also beläßt man es seitens Glenfiddichs globalem Markenbotschafter Struan Grant Ralph dabei von „außergewöhnlichem Schaumwein“ zu sprechen, wenn es darum geht, was vor dem Speyside-Whisky in den Eichenfässern lag, die man zum Finishen des „Grand cru“ verwendet hat.
Der neue Whisky aus Dufftown, mit der preislich intensiven Reifezeit von 23 Jahren, bekam knappe sechs Monate Lagerung im Champagner-Fass ab. „Es gibt nur mehr acht Häuser, die ihre Weine in Holz vergären“, plaudert Grant Ralph aus dem Nähkästchen. Von den größeren Häusern sind es Krug und Bollinger, Winzer-Champagner wie jene von Robert Desbrosse oder Anselme Selosse gehören ebenfalls dazu.
Wer allerdings bei der exklusiven Vorstellung des neuen Whiskys durch Importeur Topspirit nach dem Prickeln in seinem Glenfiddich suchte, wurde enttäuscht. Denn es geht um die erste Gärung des Weins. Länger im Holz gelagert werden ausschließlich die Reserve-Weine, also reife Qualitäten, mit denen dann aktuelle Champagner vor der Füllung kombiniert werden. Vor allem die Hefe ist in dieser jungen Phase der Wein-Werdung sehr lebendig – „von ihr extrahiert der Whisky auch viel“, fasste es Struan Grant Ralph im Gespräch mit Trinkprotokoll.at zusammen.
Wer in der Nase also Brioche – ein typischer Champagner-Duft – hatte, lag eher richtig. Dazu kommt der für uns immer als Mischung aus grünem Apfel und Malzkaffee charakterisierte, typische Glenfiddich-Duft. Feine Würze (Vanille und Piment) stellt sich vom Beginn weg am Gaumen ein. Der Kern aus fruchtigem Gelben Apfel und Muskat-Trauben wird wieder von einer leichten Brioche-Dosis begleitet. Weißer Pfeffer und ein Touch Chili und Cumin würzen den Abgang, der dann auch eine leichte Süße mitbringt.
Das Bemerkenswerte an diesem Dram ist aber seine Jugendlichkeit und Frische, die wenig mit anderen Whiskys jenseits der 20 Jahre zu tun hat. Ob man das als Käufer auch erwartet bei dieser Rarität, ist die Frage. Dass Champagner (auch, wenn man ihn nicht nennen darf) belebt, merkt man aber auch dem 23 jährigen neuen Glenfiddich an. 200 Stück der eleganten, schwarzen Glasflasche mit dem goldenen „Grand Cru“-Aufdruck gibt es jedenfalls für Österreich.
Bezugsquelle:
Glenfiddich, „Grand cru 23 years“ ist in limitierter Menge zu EUR 299,- erhältlich, etwa bei Meinl am Graben bzw. in dessen Online-Shop, www.meinlamgraben.at