Ein Zeiterl ist auch schon wieder her, dass Martin Wohlkönig die heimische Bierszene bereichert. Denn nicht nur sein unkonventionelles Dosen-Format (440 Milliliter), auch die Erstlinge aus der Brauerei Zaungast überraschten. „Lavendel-Honig“ hatte man selbst bei den Kreativbrauern des Landes bis dato nicht am Schirm. Und ein ziemlicher Ritterschlag – im ersten Bestandsjahr noch dazu! – war dann der zweifache Kategorie-Sieg bei der Austrian Beer Challenge 2021. Harry Mittermaier von der veranstaltenden Bier IG zeichnete Zaungast für das beste „Classic Style IPA“ ebenso aus wie für „Kreativbier mit Gewürzen oder Gemüse“. Wohlgemerkt erfolgte der Doppelsieg zu einem Zeitpunkt, zu dem es auch genau zwei Sorten aus Wohlkönigs Fertigung gab.
Denn die dritte Sorte reifte gerade im Lagertank – und sie stellt einen Abstimmungswunsch der Fangemeinde dar. Wie schon in unserem ersten Zaungast-Trinkprotokoll angekündigt, wurde nämlich jener Bierstil gebraut, der am meisten Votings erhielt. Es wurde ein „Amber Lager“ mit 5,3% vol., auf das sich die Mehrheit (57% waren es) einigte. Martin Wohlkönig verbindet in seiner „Interpretation eines New Style Lager“ klassische und moderne Machart. Anders und weniger Marketing-druckreif gesagt: Wirtshaus-taugliche Süffigkeit trifft auf die mittels Hopfen-Stopfen („dry hopping“) intensivierten Noten von Hallertauer Mittelfrüh und Cascade. Was im Idealfall Brücken zwischen modernen Craft Beer-Freunden – liest man meistens als „mögen India Pale Ale gern“ – und konservativen Biertrinkern schlagen könnte. Und davon gibt es nicht allzu viele Abfüllungen.
Also lassen wir das „Premiumblech“ (© M. Wohlkönig) doch mal knacken! Verkostet wird das „Amber Lager“ dann aber doch aus dem Glas. Und knackige Hopfen-Noten zeigen die beiden Aromasorten schon im Duft an – vor allem die Zitrusfrucht des Cascade kommt gut durch: Wie Pink Grapefruit-Spalten duftet das Lager, mit mehr Standzeit gesellt sich auch ein feiner Waldhonig-Ton dazu. Das könnte auch Nicht-so-ganz-Bierfreunden gefallen!
Druckvoll legt das satt Bernstein-farbene Lager am Gaumen los, der Malzkörper lässt mollig seine Muskeln spielen. Es ist allerdings eine kurze Demonstration der Getreide-Noten wie Laugenbrezeln. Ab dem mittleren Gaumen setzt der Hopfen ein. Und er bleibt dominant bis ins Finish, wo die harzigen Töne des Hallertau Mittelfrüh für einen Nachtrunk sorgen, der an Artischocken in Olivenöl erinnert. Lange bleibt dieser hopfige Letztkontakt mit dem neuen Zaungast bestehen. Somit lautet das Fazit: Ja, das „AL“ im Alu-Kleid könnte tatsächlich Gräben zwischen Biertrinkern überbrücken.
Bezugsquelle:
Zaungast, „Amber Lager“ ist um EUR 14,40 (vier Dosen zu 440 ml) im Webshop des Brauers erhältlich, https://zaungast.beer