Menno Olivier hat Humor. So erinnert er sich lachend an die erste Frage von „Collabs“-Brauerin Dominique Schilk. Seinen Worten nach startete der Dialog, der in einem neuen Bier aus dem 15. Bezirk münden sollte, mit der Frage: „Do you know Powidl“? Denn „Domi“ Schilk und Adalbert Windisch (vom Bierlokal „Hawidere“) brauen traditionell mit Partnern, diesmal sollte das „Collaboration Brew“ eben Dörr-Zwetschken beinhalten.
Der Partner für diese mittlerweile fünfte Rezeptur war Oliviers holländische Brauerei De Molen (wir stellten sie hier schon einmal vor), eine der weltweit höchstdekorierten Braustätten. Für „Walzer & Molen“, so der Name des 5,5% starken Wiener Lager, wurde das Bier von Braumeister Menno Olivier im Lagertank mit Dörr-Zwetschken „gestopft“, wie man das von der zusätzlichen Hopfengabe für India Pale Ale kennt.
Das kupferbraune Lager stellt dabei eine doppelte Hommage dar, einerseits an Johann Strauß und den Wiener Walzer, der ungefähr zeitgleich mit dem Wiener Lager Anton Drehers seiner Blütezeit erlebte. Zum anderen verstehen die „Collabs“-Macher Schilk und Windisch das „Walzer & Molen“ als ihre „Reminiszenz an klassische Wiener Nachspeisen wie Kaiserschmarren mit Zwetschkenröster oder Powidltascherl“.
Für Bierpapst Conrad Seidl, der das Bier im Hawidere vorstellte, besitzt es ein „Rückgrat aus malziger Fruchtigkeit“. Und tatsächlich kommen die verwendeten Zwetschken als zarte Powidl-Note schon im Duft klar durch. Das „Walzer & Molen“ erinnert damit an Backwaren, denn die Schokolade des dunkleren Wiener Malzes prägt den Geruch neben den Dörrfrüchten auch. Uns erinnerte das etwa an Schoko-Brownies.
Im Antrunk arbeitet eine rezente Kohlensäure gegen einen zu breiten Auftritt der Koproduktion zwischen Bodegraven und Wien-Rudolfsheim. Denn auch am Gaumen finden wir wieder viel Schokolade, die Mischung mit der Zwetschke hat etwas von den guten, alten Weinbrandpralinen. Doch genug der Patisserie-Vergleiche, denn im Finish ist da eine zarte Hopfen-Bittere, die einen wieder an die Typologie des Wiener Lagers erinnert, das bei allem Malz immer auch erfrischend und herb sein sollte. Wobei, ganz entkommt das „Walzer & Molen“ der Mehlspeis-Küche nicht: Denn „Bertl“ Windisch servierte bei der Präsentation auch sein „De Molen-Bieramisu“.
Bezugsquelle:
Collabs Brewery, „Walzer & Molen“ ist um EUR 2,91 (0,33 Liter-Flasche) bei BeerLovers erhältlich – und natürlich um „Hawidere“, frisch vom Fass, www.beerlovers.at