Es ist immer eine Freude, bei der Selezione Italia vorbeizuschauen. Marina Rebora und Christian Bauers Schaufenster des italienischen Weins im Hotel Regina stellt meist einen Mix großer Produzenten (von denen erstaunlich viele keinen Austro-Importeur haben) und kleinen Weingütern dar. Womit man auch immer wieder alte Bekannte trifft, deren Weine man mangels Reise gen Süden schon ein Zeiterl nicht mehr am Schirm hatte. Diesmal galt die Verkostung der nahen Region Friuli-Venezia Giulia. Und Nicola Pittaro hatten wir vor einigen Jahren bei ihm am Weingut im Zuge einer großen Friulano-Verkostung kennengelernt.
Der „Außenminister“ von Pitars schien keinen Tag gealtert seit dem letzten gemeinsamen Glas, womit sich die Frage stellt, wie der Friulano 2021 schmecken würde? Er kommt aus einem Jahrgang, den man in San Martino am Tagliamento wegen der „notte tropicali“ in Erinnerung hat. Das heiße Wetter merkt man dem Wein in seinem fruchtigen Duft an, der in der Tat etwas Exotisches hat. Passionsfrucht und Grapefruit lassen fast an einen reifen Sauvignopn Blanc denken. Auch am Gaumen ist da viel Wein – „a Mäuvoll“, würde man es am Stammtisch beschreiben. Der Nasen-Eindruck täuscht nicht, auch hier sind es Maracuja und gelbe Früchte mit einem molligen Schmelz, aber auch stützender Säure. Ein wertiges Glas für Sommerabende, gerne auch zur Pasta mit Meeresfrüchten oder hellen Saucen!
Das andere Kaliber des immerhin 160 Hektar großen Weinguts packte Nicola dann mit einem 2018er Weißwein aus. Diese Sauvignon blanc ist einer, den Freunde der Rebsorte kennen sollten. Als bester Sortenvertreter Italiens im internationalen Concours des Sauvignons, eilt im ein Ruf voraus. Und er kommt auch gerade rechtzeitig ins Glas. Butterkeks, Melone und karamellisierte Ananas zeigen an, dass der „Braida Santa Cecilia“ kein Leichtgewicht ist. „Bâtonnage und Flaschenreife“, so Signore Pittaro, tragen zu dieser nachgerade riechbaren Cremigkeit bei. Saftig und ohne jede „grasige“ Note legt sich der 2018er auf die Zunge. Man schmeckt dabei kühle Tropenfrüchte, mal ist es Kiwi, dann wieder Maracuja, immer aber mit einer feinen Säure, die den 13% vol. gut Paroli bietet. Das mittlerweise etwas höhere Alter hat die Primärfrucht hier zu einem echten Sortenjuwel zurecht geschliffen. Und so man den „Braida Santa Cecilia“ noch bekommt, wird auch der Preis überraschen – so wie unser Wiedersehen mit Pitars.
Bezugsquelle:
Pitars, Friulano 2021 ist um EUR 8,70 erhältlich, der Sauvignon blanc „Braida Santa Cecilia“ 2018 in Restmengen um EUR 9,90, beides über den Webshop der Friulaner, www.shoppitars.it