Ist „Dr. Bill“ ein Schleckermäulchen? Nun, zumindest bekam der „Director of Whisky Creation“ bei Glenmorangie für’s Promo-Photo eine Oberstorte ins Gesicht wie in einer Stummfilm-Klamotte. Dabei war es Bill Lumsden , der seinen Erinnerungen an Omas Kuchen und die Tarte Tatin mit Ananas, die seine Tochter bäckt, einen Single Malt widmen wollte. Der Name und die Aufmachung haben in der Tat etwas Verspielt-Feminines, aber das kann in der Macho-Welt des Whiskys nicht schaden. Auch in Schottland schreibt man das 21. Jahrhundert und so bringt „A Tale Of Cake“ gleich einen eigenen Kuchen zum Whisky mit. Den hat für die Austro-Fangemeinde die Wiener Konditorei AlexArts gebacken.
Zwei Füllungen aus Passionsfrucht-Karamell sowie Passionsfrucht-Ganache ergänzen mit Valrhona-Schokolade und Kokos den „Travel Cake“. Die Botschaft: Es geht um den fruchtigen Charakter des neuen Whiskes. Und den verantworten maßgeblich die Fässer mit, in denen der ohne Altersangabe gefüllte Single Malt nachreifte. Sie stammen aus Ungarn und fassten mit dem Tokaj einen der berühmtesten Süßweine dieses Planeten. Dementsprechend sorgt auch der Cocktail den es mit dem „Kuchen-Whisky“ gibt, für würzige Noten. Kan Zuo aus der Sign Lounge bringt im Drink „Cake Companion“ roten Trauben-Saft und Rote Rübe, Thymian-Bitters, Umami Essenz sowie Ginger Ale dazu.
Wie aber schmeckt nun Glenmorangies Neuer mit dem unkonventionellen Kürbis-Orange samt leichtem Rot-Stich pur? Der Duft des „Tale Of Cake“ bringt anfangs noch leichte Rauchnoten mit, sie verziehen sich aber zugunsten eine süßen Schoko-Note, die irgendwo zwischen Erdnuss-Creme und „Manner-Schnitte“ rangiert. Gelbe Früchte schwirren im Hintergrund umher und sind schwer zu benennen. Etwas Bananenkuchen ist auszumachen, kurz auch säurige, exotische Früchte (Maracuja?) und ein Touch gedörrte Mango.
Der erste Schluck bringt bei aller Kraft wirklich etwas Kuchen-artiges mit, man denkt an Orangen-Muffins; diese süße Teig-Note wird aber bald von der Kraft der 46 Volumsprozent abgelöst. Sie bringt aber eine zweite Welle an Patisserie-Aromen mit: Etwas Mandelöl, Mandarinen-Zesten und nicht mehr ganz frische Vanille-Kipferl (denn die Intensität der Gewürzschote ist im Whisky nur angedeutet).
Mit drei Tropfen Wasser im Glas denken Briten wahrscheinlich an den berühmten „Battenberg Cake“ mit seinem Schachbrett-Muster. Österreicher mit Geburtsdaten vor 1985 erinnern sich hingegen eher an „Tortino“. Auch im Mund werden die Fruchtnoten klarer, wenn die Alkoholschärfe zurückgeht. Wieder ist da viel Mango und ein feiner Nougat-Schimmer im Abgang. Das Rückaroma zeigt dann in der Tat Passionsfrucht-Anklänge, man kann bei den süß-sauren Abschiedsnoten aber auch an Gelbe Tomaten aus dem Ofen denken. Etwas gebrannte Mandel zündet dann die letzte Stufe des Geschmacksfeuerwerks. Also doch ein echter Kuchen, dieser neue Glenmorangie!
Bezugsquelle:
Glenmorangie, A Tale of Cake ist um EUR 89,90 (0,7 Liter-Flasche) bei Weisshaus erhältlich, www.weisshaus.at