Grüßen. Mal müde, dann wieder erfreut. Auch darin besteht das Los des Weinbloggers; denn irgendwie trifft man sich immer wieder zwischen Hausmesse, DAC-Leistungsschau und Gebietsweinkost. Man kennt viele Winzer, man sieht auch oft das Selbe. Fehlerhafte Weine, um das einmal festzuhalten, gibt es praktisch keine mehr, aber auch die Überraschungen bleiben – vielleicht ein Los der jahrelangen Bekanntschaft – aus. Doch es geht hier eh nicht um persönlichen Weltschmerz. Im Gegenteil, denn es gibt auch jene, die man (warum auch immer) übersehen hat unter den rund 6.000 heimischen Flaschenfüllern, so der hässliche, aber amtliche Terminus. Auftritt: Petra Unger.
Bis dato hatte ich nicht das Vergnügen, auch wenn der Ruf des von Vater Wolfgang aufgebauten Guts in Furth bei Göttweig untadelig ist. Das 15-Jahres-Fest der Winzerinnen-Vereinigung „11 Frauen und ihre Weine“ sollte das glücklicher Weise ändern. Zum Auftakt der Riesling-Serie kommt der knackige, nach Zitruszeste und grünem Apfel schmeckende Kremstal DAC „Steinterrassen“ ins Glas. Der Frische des 2014er Jahrgangs folgt beim zweiten Wein eine ganz andere Stilistik: Die Riede mit dem schönen Namen „Hinters Kirchl“ brachte 2013 einen schon fast expressiven Riesling hervor. 13,5% Alkohol und ein Zuckerrest von 3,7 Gramm wurden es in der aktuellen Ernte aus der am nördlichen Donauufer gelegenen Riede, die Dr. Wolfgang Unger 1964 als Hobbyweingarten erstanden hat – es ist die Urparzelle des heutigen Weingutes.
Die Reben, die 2003 neu gepflanzt wurden, stammen aus der Wachau. Und die Verwandtschaft ist zu merken. Intensive Marille, dazu auch Guave und ein kühlerer Duft, nach Weingartenpfirsich, steigt aus dem Glas. Der erste Schluck zeigt schon das herrliche Süße-Säure-Spiel, das hier wie aus dem Lehrbuch funktioniert. Wäre dieser Riesling eine Frucht, dann Maracuja. Fruchtsatt und wieder mit sauren Akzenten durchsetzt, lässt er sich nur auf eines festlegen: Das ist ein hochspannender Wein.
Hyperaktiver Riesling: Gaisberg Reserve 2013
Inzwischen setzt Petra Unger noch eines drauf. Denn der zweite 2013er stammt vom Steiner Gaisberg („nicht zu verwechseln mit dem Strasser Gaisberg“) und ist eine Riesling Reserve, die mit Fülle im Duft, Überfülle am Gaumen aufwartet. Denn was sich mit Tropenfrüchten, vor allem Ananas, und etwas Marille im Duft anlässt, wird noch enorm vielschichtig. Ein kleines Zeichen gab uns der Gaisberg, denn die salzige Ader in der Nase wird und gleich noch einmal begegnen. Zuvor wird aber notiert, geschmeckt, mit dem Kopf genickt, wieder gekostet. Intensiv und mit einer rauchigen Mineralität beginnt der Kremstaler Riesling, sortentypische Pfirsichnoten haken wir schnell ab. Doch dann verläßt man das vertraute Terrain, Salzzitrone beschreibt den Eindruck am besten: Würzig und zitrusfruchtig wie die marokkanische Zutat schmeckt der Gaisberg plötzlich, Haselnuss ist auch da und das immer wieder an gelbe Paprika erinnernde Spiel aus Frucht und Säure. Das Tolle an dieser jugendlichen Momentaufnahme ist, dass er es bis in den Abgang in dieser Tonart weitergeht.
Ab jetzt werde ich Petra Unger immer höflich grüßen. Versprochen!
Bezugsquelle:
Weingut Petra Unger, Riesling „Steiner Hinters Kirchl“ 2013 ist um EUR 11, der Riesling Kremstal DAC Reserve „Steiner Gaisberg“ 2013 um EUR 16,50 ab Hof erhältlich, www.ungerwein.at