Hart ist das Land im Norden. Aber gemeinsam, ja, gemeinsam wird auch aus den kargen Früchten des Waldviertels Großes. Das Rezept, jetzt wo es eines gibt, klingt ja einfach: Karl Schwarz bringt aus seiner Zwettler Brauerei das nach dem Raubritter-King Hadmar von Kuenring benannte Bio-Bier „Hadmar“ nach Roggenreith. Jasmin Haider destilliert es zu einem Bierbrand, die „Botanicals“, also aromaspendende Kräuter, steuert Johannes Gutmann in Sprögnitz bei, der Lederhosenmann hinter der Erfolgsgeschichte „Sonnentor„. Der Bio-Bierbrand, auf „BB“ verkürzt, ist die Waldviertler Variante der KMU-Selbsthilfe, ganz ohne Förderungen. „Gemeinsam sind wir stark“, raunt es aus dem Glas – und das merkt man auch bei den 45% Alkohol des neuen Nationalgetränks von Zwettl und Surroundings. Die Stärke nämlich – des Trios und des Brandes.
Wer einen klassischen Wacholderbrand erwartet hat, wird eines Besseren belehrt; wir sind auch nicht in England. Auf der Basis gebrannten Bieres darf das Getränk ja nicht einmal Gin heißen, eine clevere „Phantasiebezeichnung“ schützt aber vor Ungemach, wie Johann Haider, einer von Österreichs Whisky-Pionieren, die Schreibweise „BB Dschin“ bei der Präsentation erläuterte. Aber wir wollen ja keine Namensliste anlegen, sondern den Neuzugang an der Bar verkosten. Im Duft dominiert eine Mischung aus satter Zwetschke und etwas Kampfer. Die Wacholder-Note ist auf der dunklen Seite geparkt, schwarzer Pfeffer und Bitterorangen-Schale ergänzen das Spektrum. Die fruchtige Note kommt auch am Gaumen durch, vor allem schlagen jetzt die 45 Volumsprozente zu.
Der Spirituosen-Experte Reinhard Pohorec, der auch die drei Cocktails mit dem Waldviertler Flaschengeist „Dschin“ mixte (Sanddorn-Saft paßte herrlich!), brachte die Aromen auf den Punkt, als er von „erdiger Süße“ sprach. Bei aller Kraft bringt der „BB“ nämlich auch etwas Süßholz auf den Gaumen, die herbe Art, an Enzianwurzel erinnernd, bleibt aber bis ins Finish präsent. Das paßt auch, meinte Destillateurin Jasmin Haider, „so ist halt auch das Waldviertel“! Herb, aber ehrlich. Für die Hausbar heißt das übersetzt: Süßes Tonic wählen und keine Luschen einladen für den Waldviertler „Gin and Tonic“. Cheers!
Bezugsquelle:
Destillerie Haider „Dschin BB“ ist im Sprögnitzer Gasthaus „Leibspeis“ und ab Hof bei Jasmin Haider um EUR 54 (0,7 Liter) erhältlich, www.roggenhof.at