Erst letztens scherzten wir mit einem Single Malt-Freund, dass es jede schottische Destillerie irgendeinen Rekord hält. Der von „Highland Park“ dürfte noch langer halten, denn die in Kirkwall auf den Orkneys beheimatete Whisky-Brennerei ist die nördlichste Schottlands. Markant sind auch die Namen, mit denen man die maritimen Malts in die Welt hinausschickt. Freya, Loki, Odin und Thor hat man als Paten schon durch, auch die nächsten Namensgeber kennt man aus den „Thor“-Verfilmungen – es sind die Bewohner von Niflheim. Hier wohnen gemäß der Einteilung des nordischen Kosmos in neun Welten die Eisriesen.
Mit ihnen war nicht gut Kirschen essen; sie bereiteten selbst „Allvater“ Odin schlaflose Nächte, allerdings gab er auch sein Auge für die Weisheit der uralten Wesen hin. Mit dem „Ice“ setzt man nun die Valhalla-Kollektion fort, die markante Verpackung der neuen Highland Park-Abfüllung erinnert an einen schroffen Eisberg. Von einer netten Holz-Arbeit umhüllt, die an eine Wiege erinnert, beinhaltet die getönte Flasche mit dem Facettenschliff einen 17 Jahre alten Single Malt mit (gegenüber den letzten Abfüllungen) vergleichsweise sanften 53,9% Alkohol. Gereift wurde er durchgängig in Ex-Bourbon-Fässern.
Die helle Farbe – eine „Ice Edition“ in Mahagoni wäre auch affig – verdankt sich also rein dem Fass und zeugt von Selbstbewußtsein. Hier wurde wie immer bei der Orkney-Brennerei kein Karamell zugesetzt, dieser Whisky wird sicher nicht der Pantone-Nummer wegen gekauft. Wie auch sonst wird das eigene Rauchmalz verwendet, dem allerdings ungetorftes Malz beigemengt wird. Die Rauchigkeit ist also relativ niedrig (um die 15-18 ppm, parts per million), aber immer noch deutlich zu spüren: Zart rauchig ist die Nase dieses Inselwhiskys, mit leichter Selchfleisch-Note gibt sich das getorfte Malz gleich am Anfang ein Stelldichein. Getrocknete Früchte, die sich mit ein paar Tropfen Wasser klarer als exotisches Dörrobst (Ananas und Mango) zu erkennen geben, folgen im Duft. Dazu kommen auch ledrige Noten, die mit etwas mehr Luft und aufschließendem Wasser in Richtung Nuss-Schokolade drehen.
Am Gaumen beginnt der 53,9%-ige Single Malt ebenfalls deutlich maritim, die Kraft und Öligkeit kleidet den Mundraum schneller aus, als man einzelne Aromen benennen kann. In jedem Fall ist hier wieder viel Torfrauch, der aber elegant und niemals verbrannt wirkt. Ab dem mittleren Gaumen wird es ein wenig ruhiger, was davor eine aromatisch stürmische See war, kommt ins ruhigere Fahrwasser einer von Vanille, Orangenschale und Piment geprägten Aromatik. Endlos lang mit einem „smoky“ Finish, das immer dezenter wird, und dennoch nicht aufhören will. Großer Stoff, dieser 17-jährige Single Malt zum (Eis-)Riesen-Preis!
Bezugsquelle:
Highland Park, „Ice Edition“ (17 years old) ist um EUR 348 (0,7 Liter-Flasche) beim Spezial-Versand Whisky.de erhältlich, www.whisky.de