Als Schottlands südlichste Destillerie liegt Bladnoch in den Lowlands, deren Whiskies schon bessere Tage gesehen haben. Auch Bladnoch befand sich acht Jahre im eingemotteten („mothballed“) Zustand, ehe der Australier David Prior den Bieter- und Konzeptwettstreit bei Ernst&Young für sich entschied. „Du suchst Dir ja nicht die Destille aus, die Destille sucht Dich aus“, hat 2015 plötzlich alles gepaßt. Denn eigentlich wollte Whisky-Fan Prior eine neue Brennerei errichten, das Land dafür war bereits optioniert. Wie der mit seiner Verpackungsfirma und später Bio-Yoghurts (five:am) zu Geld gekommende Selfmade-Man durch die kapital-intensive Übernahme zum „Yoghurt-Ex-Millionär“ wurde, wie er es scherzhaft nennt, berichtete Prior im Hamburger Hafen-Club. Geladen hatte der deutsche Importeur Alba und Co-Eigentümer Dietmar Schulz machte auch gleich den Moderator des Gesprächs.
Der Einstieg in die Range ist ein „blended Scotch“, in den auch ein wenig Lagavulin kommt. Basis für die zum 200-jährigen Destillerie-Jubiläum 2017 aufgelegte Edition ist ein acht-jähriger Whisky von Bladnoch, dazu kommen Highland- und Speyside-Malts. Während der erste neu Whisky unter australischer Ägide erst 2020 kommen kann, ist „swapping“, der Verkauf und Tausch von Beständen ein Teil des Geschäftsmodells. Der „Pure Scot“ jedenfalls ist in Australien erfolgreich und ein idealer Einsteiger-Whisky (auch ein „Sour“ damit schmeckt fein). Der zugängliche Bladnoch duftet nach Orange, floralen Noten – vor allem Jasmin – und bringt den leichten Anflug von Islay-Rauchigkeit mit. Dieser Rauch baut sich dann auch am Gaumen auf. Zu den hellen Früchten (Pfirsich und Orange) kommt etwas Kakao und Walnuss, gegen Ende auch weißer Pfeffer. Der Whisky bleibt lange haften und bringt im Rückgeschmack auch Schoko-Nuss-Schokolade mit.
Gestartet ist die neu verpackte Linie aber mit dem „Samsara“, dessen Name aus dem Sanskrit entlehnt „Wiedergeburt“ bedeutet. Dieser Whisky mit dem symbolischen Namen verbindet klare Getreidenoten im Duft mit Orangenblüten-Wasser, Pumpernickel und pochierten Birnen. Die Sekundäraromen kommen in den Fass-Geschmäckern Vanille und röstige Mandeln durch. Wieder ist bei diesem Bladnoch ohne Altersabgabe (der jüngste Whisky-Bestandteil ist laut David Prior acht, der älteste 17 Jahre alt) malziges Getreide zu schmecken, das entfernt an einen Rye-Whiskey erinnert. Auch die Süße unterstützt diesen Eindruck, der kräftige Antritt (46,7%) des „Samsara“ trägt ihn ins cremig ausfallende Finale.
Dass der angeblich so leichte Stil der Lowlands nicht auf alle Brennereien zutrifft (Prior: „Wir wollen das Islay der Lowlands sein“), zeigt auch der „Zehner“. Der Whisky mit der Altersangabe bringt Etwas Jod, Orangenabrieb und auch Nougat im sehr gefälligen Duft mit. Was zu Beginn etwas erdig am Gaumen wirkt, frischt langsam auf. Dann wird aus der Milchschokolade im Mittelteil ein ausgeprägter Kokoscreme-Touch. Vanille und Shortbread gesellen sich zu diesem Patisserie-Teil des „10 years“. Der Abgang bringt dann eine Mischung aus herb und zitrisch mit, die man so vom Assam-Tee mit Zitrone kennt.
Von den älteren Qualitäten – Bladnoch kauft auch laufend Fässer zurück;, „Du musst Deine Flüssigkeit unter Kontrolle haben“, so Prior – begeisterte der rare „27 years“. Von ihm gab es gerade einmal 1200 Flaschen weltweit. Etwas besser erhältlich ist der „Adela“, der einen 15-jährigen Single Malt darstellt. Seine Nase ist von der Lagerung im Oloroso-Fass mit-geprägt. Pfirsich, Erdnüsse und ein blumiger Duft, der unter Zugabe von etwas Wasser klar als Kirschblüte (Sakura) zu erkennen ist. Dazu kommen Rosenblätter und Walnüsse, wenn man den 46,7% starken „dram“ mit Wasser aufschließt. Am Gaumen sind es ebenfalls rote Früchte, ja man denkt bisweilen sogar an Erdbeeren, etwas Haselnusscreme leitet das Finish ein, das hier wieder an gesalzene Nüsse (Macadamia) erinnert, auch Kokosraspel und Salzzitronen kann man am Weg in den Abgang noch entdecken.
Wie Bladnochs neuer 15-Jähriger schmeckt, wird sich leider erst 2032 zeigen – bis dahin kann man aber gut Vorräte anlegen. Etwa vom „Adela“, aber auch vom grandiosen „27 years“.
Bezugsquellen:
Bladnoch, „Pure Scot“ kostet EUR 42 beim Spezialhändler „Potstill“, http://potstill.org/
Bladnoch, „Samsara“ ist um EUR 74,90 erhältlich, der „10 years“ um EUR 59,90, der „Adela“ (15 years) wiederum kostet EUR 115 – alle im Weisshaus-Shop, www.weisshaus.at