Lorenz Humbel hat als dritte Brenner-Generation in Stetten einige Neuerungen vorangetrieben. Die Entwicklung von Gin – an der Spitze einiger internationaler Bar-Spirituosen, made in Switzerland – geht auf sein Konto. Aber auch die Erweiterung der angestammten Obstbrände, allen voran das „Kirschli“ aus einer Fülle an Sorten, hat der Brennerei neue Fans gebracht.
Ein Karottenbrand (!), auf Basis des Aargauer „Rüeblis“ aus dem Gemüsegarten von Biobauer Humm, oder auch ein Dattel-Destillat fasziniert Barleute natürlich. Und im konkreten Fall hat Humbel den Gin mit den besagten Karotten zusammen zu etwas Neuem veredelt: der „Rüebli Edition“. Der Humor kommt dabei nicht zu kurz, denn am Etikett des Brands trägt das Murkerl eindeutig weiße Socken. Damit spielt man auf das Klischée an, dass sie Aargauer gerne weiße Socken trügen (bzw. daran festhielten, als die Tennis-Strumpf-Mode in anderen Kantonen längst wieder passé war). Die liebevolle Illustration des auf – natürlich weiß besockten – Zehenspitzen einherschreitenden Rüeblis, macht jedenfalls neugierig auf den Gin.
Der Karotten-Touch kommt denn auch gleich im Duft zum Vorschein; anfangs süßliche Noten, die dann in deutlicheren Wacholder übergehen, machen den Gin mit den weißen Socken aus. Das gilt auch für den Geschmack, hier erinnert er an Purple Haze-Karotten oder andere Sorten mit viel Eigengeschmack, die gerade angeröstet werden. Auch das runde Mundgefühl des 40%igen „White Socks“-Gins schreiben wir der Infusion mit den Karotten zu. Der kräutrige Nachgeschmack jedenfalls bringt dann auch Koriander und Liebstöckel mit. Es ist wieder einer der gelungenen Brände, die man auch pur genießen kann, weil kein einzelnes Botanical sich in den Vordergrund drängt – und so sollte Gin ja eigentlich sein: ein Potpourri mehrerer botanisch induzierter Geschmacksnoten.
Mixt man den Aaargauer Gin aber mit Tonic Water, dann hebt es vor allem zwei Noten des Humbel-Destillats hervor. Der Wacholder wird präsenter, aber auch das Gemüsige, das sich eher abstrakt so benennen lässt. Ein wenig erinnert dieser Geschmack an eine Peperonata, die erdigen, leicht süßen und etwas pikanten Noten lassen den „Rüebli“ – mit möglichst trockenem Tonic – noch lange nachklingen.
Bezugsquelle:
Humbel, Gin White Socks „Rüebli Edition“ kostet ca. EUR 32 (0, 5 Liter-Flasche) im Webshop der Brennerei, https://shop.humbel.ch/de