Dass es mehr als nur US-Weißeiche und Sherry-Fässer aus europäischer Eiche gibt, um Whisky darin zu reifen, dürfte Lesern des Trinkprotokolls nicht neu sein. Vor allem mit exotischen Weinen als Vorbelegung überbietet sich die Riege der Gerstenbrenner. Konsequent und für Wein-Freunde interessant hält man es etwa bei Aberfeldy in den schottischen Highlands. Die Red Wine Cask Collection begann Malt Master Stephanie Macleod mit einem mit ehemals mit Pomerol vorbelegten Fässern. Im Bordelais hatte man auch Gebinde aus Paulliac besorgt, später kam dann die Côte Rôtie dazu.
Mit zwei neuen Single Malts setzt sich diese Kollektion nun mit 15 und 18 Jahre lang gereiften Whiskys fort. Während der ältere Single Malt in Europa, genauer bei der Heimat der berühmten „Supertuscans“, der toskanischen Region Bolgheri, Fässer bezog, springt man beim „15 years“ über den großen Teich. Für fünf Monate erfuhr er ein Finish in kalifornischen Cabernet Sauvignon-Fässern. Und ohne spoiler alerts: Diese fruchtige Prägung ist auch im „15 years Napa Valley“ merklich. Denn der fruchtig-süße Duft nach Pfirsich und Himbeere ist sehr einladend. Zumal ihm auch ein schönes Nussbraun mit rötlichem Schimmer im Glas entspricht.
Nusscreme und die feine Beerensüße lassen auch im Mund rote Früchte und Geschmeidigkeit erwarten. Doch zunächst stellen sich Birnenschalen und dunkle Nuss-Töne (Pekan) mit einer dezenten Süße vor. Der kurzfristig kräftige Antritt am Gaumen überrascht. Doch er wird im sehr spät einsetzenden Nachhall dann zu einer herb-röstigen Note von Kaffeepulver. Zur zauberhaften Nase steht das zwar ein wenig im Widerspruch, doch beider zusammen ergibt einen soliden 15-jährigen Highland-Malt.
Der „18 years Bolgheri“ aus der Red Wine Cask Collection riecht da schon weniger süß, dafür nussiger und kombiniert säurige Birne mit Mandelgebäck (den italienischen cantucci morbidi entsprechend). Wobei dieser Marzipan-Ton nicht bedeutet, dass es süße Duftnoten wären. Aber die Fruchtigkeit ist auch hier ausgeprägt, wenngleich weniger klar zu benennen wie beim „Napa“. Dafür beginnt der ältere Neuzugang in der Range von Aberfeldy angenehm weich und rund; weiße Schokocreme-Anklänge prägen den Gaumen. Bei gleicher Füllstärke (43%) zeichnen ihn mehr Pfeffer und nussig-lebendige Noten aus. Vor allem im Finale bekommt der „18 years“ förmlich das, was Wiener gerne die „Zweite Luft“ nennen. Überaus lebendig und mit einem Mix aus Walnüssen und Pfeffer, lässt er sich Zeit, ehe er gänzlich im Mund verhaucht. Und vor allem bleibt er dabei etwas holziger und würziger als der „15 years“ – wobei beide viel Charakter zeigen. Nur halt unterschiedlichen. So wie die Fässer eben.
Bezugsquelle:
Aberfeldy, der „Napa Valley 15 years“ aus der Red Wine Cask Collection ist um EUR 61,- erhältlich, der „Bolgheri 18 years“ um EUR 106,-, beide bei Whic.de, https://whic.de