Der älteste unabhängige Abfüller Schottlands – was will uns das sagen? Zunächst einmal sollten wir präzisieren, dass es heute um Whisky geht, denn die „independent bottlers“ füllen schließlich auch Rum oder Cognac ab. Wesentlich ist, dass es sich in der Regel um fass-gelagerte Spirituosen handelt. Sie werden heute noch Fass-weise angekauft. Früher war diese Praxis gängig, abgefüllt wurde in der Regel nicht beim Erzeuger, sondern beim Verkäufer. Dazu erstellte man seine eigenen Blends, also Mischungen mehrerer Destillate, die dem Publikumsgeschmack oder der eigenen Linie am ehesten entgegen kamen.
Was in der Wein-Welt schneller verschwand (auch Bordeaux füllten oft genug die Händler ab, nicht die Chateaux), hielt sich in der Spirituosen-Ecke ein wenig länger. Zumal ein großer Vorteil bei diesen Siegelbewahrern historischen Whisky-Lebens dazu kommt: Sie unterliegen keinen Marketing- und Controller-Einflüsterungen. Wenn der Master Blender der Meinung ist, ein 11-jähriger Single Malt muss jetzt auf den Markt kommen, dann füllt er ihn. Ob sich vielleicht ein „12 years“ besser verkauft hätte, ist ihm egal. Filmstars als Testimonials, Plakatwerbung und Flughafen-Shops spart man sich jedenfalls. Und Schönheitspreis gewinnen die meisten Flaschen der Unabhängigen wie Adelphi, Gordon & Mc Phail oder Cadenhead in der Regel auch keinen. Understatement ist angesagt und vor allem: It‘s the liquid, that counts – der Inhalt zählt.
Und der Altersvorsitzende der Independent bottlers ist eben Cadenhead in Campbeltown, Gründungsjahr 1842! Womit wir auch bei der guten Nachricht für die Freunde des schottischen Whiskys wären: Denn Cadenhead hat nun wieder ein Heim in Österreich. In der Döblinger Hauptstraße 32/Wien haben Florian Strauß und Manfred Reinhofer ihr Fass stehen, aus dem tatsächlich Whisky flaschenweise „gezapft“ werden kann. Aber natürlich gibt es auch reihenweise Abfüllungen von Einzelfässern, die es nur hier gibt. Das „Who is who“ der Destillerien, aber eben mit abweichendem Alter als die Standard-Abfüllungen oder einer anderen Alkoholstärke wartet auf Käufer.
Daneben gibt es die eigenen Blends, die man in Campeltown erstellt, eine Serie davon kennt die Fachwelt unter „Cadenhead Creations“. Sie folgen einem von vier Geschmacksprofilen, können sich sonst aber je nach Abfüllung beträchtlich unterscheiden. So gibt es einen Blend aus reinen Grain Whiskys genauso unter dem „Light creamy Vanilla“-Label wie einen so genannten Blended Malt (für Nostalgiker: „vatted malt“).
In diesem Fall kommen Destillate aus Islay (Bruichladdich) und der Speyside (Glenlivet, Glen Grant, Aultmore, Tamdhu oder Strathisla) aus dem Jahr 1991 zusammen. 2006 zum Blend „vermählt“, wurden die 288 Flaschen von „Batch no. 3“ heuer gefüllt. Unser „Light creamy Vanilla“ hat sich in den 26 Jahren der Lagerzeit zu 43,8% Alkohol verschliffen und riecht nach Haselnuss-Schokolade (Gianduja), Vanille entsprechend dem Geschmacksprofil ist auch da, dazu aber auch eine frische Note, die an Bambus-Sprossen erinnert. Der Beginn im Mund ist sanft, mit der Zeit kommt aber mächtige Würze dazu. Gelbe Paprika und cremige Orangen-Noten werden begleitet von einem salzigen Ton.
Die offiziellen Verkostnotizen des „26 years“ sprechen von „Parmaschinken“ im Abgang – und einen Touch Rauch bringt zumindest das Finish mit. Die salzige Würze, wieder von einem Paprika-Touch begleitet, die vorangegangene Fruchtigkeit gut abschließt, ist jedenfalls merklich. Dass der erste Namensteil des „Light creamy Vanilla“ etwas im Widerspruch zum Geschmack steht, der wenig Leichtigkeit, aber vielschichtiges Profil bietet, lässt sich verschmerzen. Willkommen in Wien, Cadenhead!
Bezugsquelle:
Cadenhead Creations, „Light, creamy, Vanilla“ (26 years/Batch No.3) ist um EUR 109 im Cadenhead-Shop erhältlich, www.cadenhead-vienna.at