Juuubiläuuum! Wie schon in unserer Story über den ältesten heimischen Whisky (sie steht hier) angedeutet, ist seit nunmehr 20 Jahren „Whisky, made in Austria“ verfügbar. Und die Geschichte der Getreidebrände aus heimischen Destillerien geht natürlich weiter. So bringt Jasmin Haider-Stadler vom Waldviertler Roggen-Spezialisten J. Haider das erste „Finish“ eines 100%-igen Rye Malt Whiskys auf den Markt. Dieser „Abschluß“ oder „letzte Schliff“ bezeichnet, was in Schottland gerne passiert, wenn die per Gesetz vorgeschriebene Reifung des Destillats in Eichenfässern (von maximal 700 Liter Volumen) abgeschlossen ist. Dann kommen ehemalige Wein- oder Spirituosenfässer zum Einsatz, die ihren Eigengeschmack im Idealfall auf den Whisky übertragen. Wer einmal Single Malts aus den 1970er Jahren gesehen (gekostet?) hat, die in Sherry-Fässern reiften, weiß, dass das nicht nur beim Farb-Eintrag funktioniert.
Dass die Fass-Qualitäten, speziell beim Sherry, heute nicht mehr aus ausgeschiedenen Gebinden bestehen, die 30 Jahre Oloroso oder Amontillado „aufsaugen“ durften, steht auf einem anderen Blatt. Dafür kommen mit Madeira, Port und Süßweinen (auch heimischer Provenienz!) andere sogenannte „Vorbelegungen“ in die Whisky-Lagerhäuser, mit denen sich auch trefflich aromatisch spielen lässt. Was aber darf man von einem „Likörwein-Finish“erwarten, wie es das neue Etikett aus Roggenreith verheißt?
Nun, „Portwein-Finish“ darf nicht dort stehen, wenn es kein in Portugal entstandener Portwein war, der zuvor durch Haider-Stadlers Fässer schwappte. Konkret lagerte die mit hell geröstetem Roggenmalz gebrannte Waldviertler Limited Edition nach mehr als fünf Jahren in der österreichischen Eiche weitere sechs Monate in einem Fass vom Weingut Christoph Bauer. Der Pulkautaler Winzer reifte zuvor seinen „Vintage 15“, einen mit Weinbrand versetzten Likörwein, darin. Deshalb also der sperrige Terminus „Likörwein-Finish (Portwein-Methode)“ auf der kantigen Flasche.
Der 100%-ige Roggenwhisky bringt dieses zweifach-gef-Fass-te Vorleben auch deutlich herüber: Fruchtige Weichsel, gemischt mit süßem Pumpernickel-Duft und einem Touch Rosenblätter, so lässt sich der Geruch beschreiben. Am Gaumen startet der 46%-ige Waldviertel-Whisky dann zunächst mit einer Amarena-Kirsch-Note und Butterkeks-Schmelz. Ehe diese Roggenmalz-Likörwein-Kombi „hinten hinaus“ dann kräftiger wird: Den Mittelteil bestreitet ein Mix aus Macadamia und gesalzener Erdnuss, der in das erwähnt trockene Finish mündet. Der „Likörwein-Finish (Portwein-Methode)“ zeigt somit klar zwei Gesichter: Dem betörend-süßen Duft folgt ein getreidig-trockener Charakter. Eindimensional ist der heimische Whisky in seinem dritten Jahrzehnt nämlich sicher nicht!
Bezugsquelle:
Whisky-Erlebniswelt J. Haider, Rare Selection „Likörwein-Finish (Portwein-Methode)“, ist um EUR 45 im Web-Shop der Destillerie erhältlich, www.whiskyerlebniswelt.at