Die Smokings waren gebürstet, die Mascherl sassen. Schließlich galt es auch heuer, die Sieger des Weinwettbewerbs „SALON Österreich Wein“ gebührend zu ehren. Mit Massimo Bottura aus der Osteria Francescana hatte ÖWM-Geschäftsführer Willi Klinger in seinem letzten Dienstjahr ein Schwergewicht aufgeboten, das die Sieger der 17 Kategorien – von „Sekt“ bis „Edelsüße Weine“ – bekochte. Deren Weine wurden vorweg im Palais Niederösterreich auch von Trinkprotokoll.at unter die Lupe genommen.
Als schon gewohntes Leser-Service werden daher in drei Teilen die „best buys“ daraus vorgestellt. Und wir beginnen mit den Weißwein-Schönheiten des heurigen SALONs. Und für den Riesling war 2017 in der Tat ein feines Jahr! Der „Zöbinger Kogelberg“, die Kamptaler Reserve von Günther Brandl, beginnt bei aller Kraft (14%) mit einem Zitrus-Duft, in den sich weiße Blüten mischen. Diese in der Nase schon angedeutete Finesse und ein deutliches „Bremseln“ der mineralischen Noten begleitet den kühlen Eindruck von Marillen und Grapefruits. Wie auch immer Brandl das macht, aber dieser Wein – eigentlich der Papierform nach ein wuchtiger Kerl – wird immer kühler und feingliedriger gegen den Abgang hin. Hohe Finesse!
Üppiger wirkt dagegen der Salon-Sieger 2019, der „Kellerberg“ aus der Domäne Wachau. Der anfangs verhaltene, 14,5 Volumsprozent kräftige Riesling, duftet nach Nougat und Kokos, die Steinobst- und Mango-Töne plagen sich da fast ein wenig. Am Gaumen aber ist dann alles klar: Saftig und fett kleidet der Wein den Mund aus. Ja, da ist wieder Kokos, aber auch karamellisierte Ananas, aus der sich immer feinere Töne spinnen. Blüten-Aromen sind es im Finish, vor allem aber auch eine ordentliche Dosis Weißer Pfeffer. Der Restzucker von 6,3 Gramm befördert den Schmelz – eine sichere Bank zum Einlagern, würden wir sagen.
Besonders erfreulich war der Flight der „Burgundersorten kräftig“, in dem sich Weine aus drei Jahrgängen (2015-2017) fanden. Roland Steindorfers „Golden Cut“ vom Chardonnay zeigte sich ebenso wie Georg Prielers Weißburgunder in Topform. Der Sieg ging aber in die Thermenregion, wo Lorenz Alphart mit seiner Chardonnay-Reserve „L“ einen strahlend nach Papaya duftenden Wein vorlegte. Etwas Honig ergänzte den Duft dieses Traiskirchner Weißweins, der ein echtes „Mäuvoll“ darstellt mit seinen 14,9%. Marille, Papaya, aber auch zarte Guave verbinden sich zu einem Obstsalat voller Frische. Abgerundet wird diese Intensität an Frucht von einem kühlen Finale, das man so nicht erwartet hätte. Auch ein wenig Nuss-Schmelz mengt sich nämlich ins Rückaroma dieses Siegers von Alphart am Mühlbach. In jeder Hinsicht monumental!
Und da war noch die Runde „Alt-Österreich/autchthone Rebsorten“, in der die Thermenregion ein weiteres Mal punkten konnte. Leo Aumann hatte seinen Zierfandler 2017 aus der Ried Hofbreite eingereicht, der auf Platz 3 kam. Finesse zwischen Apfel und Koriander liefert Aumanns Wein, der anfangs mit einem Duft nach Kokos-Stangerl einen stärkeren Holz-Eintrag vermuten ließ. Weit gefehlt! Im Mund wird aus diesem holzgeschnitzten Tiger ein Streichelkätzchen, das noch zarte Paprikawürze zum Spielen mit hatte. Eine Werbung für die oft unterschätzte Sorte!
Aus Wien hatte Michael Edlmoser einen grandiosen Gemischten Satz mit; der „Ried Sätzen“ roch nach Mango und Koriander wie ein Thai-Salat! Der fruchtbetonte Wein des Winzers aus Mauer bringt auch am Gaumen tropische Sonne mit; Kühle und ein Touch Pfirsich runden diesen Wiener Weißen ab, der nie zu üppig wird dank seinem tollen Zug. Der SALON-Sieg ging in dieser Runde an den Wagram, wo Josef Fritz mit seinem Roten Veltliner (fast müsste man sagen: what else?) einen intensiv rotfruchtigen Weißen vorlegte.
Hagebutte und Papaya spannten ein Duftbild, die feine Klinge des „Mordthal“ 2017 zeigt sich in der mineralischen Unterlegung der Aromen von Malve, wieder Papaya und auch Guaven. Extra-spannend wird dieser Fritz-Wein durch die betonte Salzigkeit im Finale, die dem Restzucker (6,2 Gramm) Paroli bietet. Jetzt schon sehr balanciert, macht dieser Wein einfach Riesenfreude!
Bezugsquellen:
Domäne Wachau, Riesling Smaragd „Kellerberg“ 2017 kostet im Webshop bzw. ab Hof EUR 26, www.domaene-wachau.at
Weingut Brandl, Riesling „Zöbinger Kogelberg“ 2017 ist ab Hof bzw. im Online-Shop um EUR 17 zu erwerben, www.weingut-brandl.at
Alphart am Mühlbach, Chardonnay „L“ 2017 ist um EUR 17 im Webshop und ab Hof erhältlich, https://alphart.at/wein-shop.html
Leo Aumann, Zierfandler „Hofbreite“ 2017 kostet EUR 9,90 ab Hof bzw. im Online-Shop, https://www.aumann.at/de/weinshop/online-weinshop.html
Weingut Edlmoser, Wiener Gemischter Satz „Sätzen“ 2017 kostet EUR 39,95 bei Wein&Co, www.weinco.at
Josef Fritz, Roter Veltliner „Mordthal“ 2017 ist um EUR 19 in der Wagram-Vinothel Weritas bzw. deren Web-Shop zu haben, www.weinshop-wagram.at