„Das ist eine Erzeuger-Abfüllung“, sagt Bernhard Ott beim Einschenken. Man könnte das überhören wie vieles Wichtige. Denn dahinter steckt unausgesprochen das „Ende des Wachstums“, das sich der Wagramer Winzer 2015 verordnet hat. Kein Most-Zukauf, nur eigene Trauben, heißt das in der Folge. Und auch von der Amphore, die er mit seinem „Qvevre“ aus dem Exoten-Eck geholt hat, verabschiedet sich Ott. Wer davon den Anfang vom Ende der natürlichen Weinbereitung (mit allen dogmatischen Verirrungen) ableitet, irrt aber. Zumindest, wenn es um die Weine von Bernhard Ott geht. „Wir haben viel gelernt“, gehört Maischegärung zu den mittlerweile Standard-Verfahren, auch Stiele kommen öfter mit den Beeren in die Maische.
Doch bei allen Ansagen und technischen Details stehen vor allem neue Weine am Tisch. Darunter ein Gemischter Satz, der von einer Anlage stammt, die vor allem Neuburger im Sortenmix trägt. Roter Veltliner ist auch dabei, vielleicht stammt von ihm die animierende Nase, die Kirschblüten, Malven und Nektarinen zusammenspannt. Der cremig-saftige Beginn klingt mit einer roten Frucht-Note aus, am ehesten erinnert die säurige Prägung an Himbeeren und etwas Zitronenzeste.
Und während hier der Veltliner zumindest noch mit im Weingarten steht, hat der Sortenspezialist nun auch zwei Rieslinge im Programm. Noch bis September gedulden heißt es beim Riesling „Kirchthal“, der mit einer Nase, die ident dem gelben „nimm 2“-Zuckerl gleicht, ehe die Marille deutlicher wird, einlädt. Das Spiel aus betonter Frucht – zur Steinobst-Ader kommt auch Bergamotten-Öl – und Säure ist auch am Gaumen beeindrucken. Wie Gelbe Paprika, fruchtig und pikant zugleich, endet der lange und animierende Riesling.
Bereits erhältlich ist der „Ortswein“ der Sorte, der gleich einmal tiefstapelt. Denn dieser Riesling „Feuersbrunn 2017“ bringt mit seiner Pfirsich und Marillen-Intensität einen typischen Duft mit, der ein zitrusfruchtig geprägter Eindruck am Gaumen entspricht. Hier ist bereits alles da, der Riesling, der Ott seit seinen Weinbau-Schul-Tagen fasziniert, kommt hier ins Glas, als hätte der Winzer nie eine andere Sorte gemacht.
Stein und Berg, das Alpha und Omega des GV
Und die Grünen Veltliner? Keine Angst, auch hier strebt Ott weiter nach Perfektion. „Keine Tutti-Frutti-Hefen“ sollen es sein, sondern nur natürliche Weingartenhefen. Denn der Wagramer kämpft für „reinen Veltliner“. Am besten gelingt dies wieder bei einem Wein, der noch zu den unbekannten heimischen Top-Gewächsen gehört. Der „Engabrunner Stein“ zählt für uns zu jenen Weinen, zu denen einem stets neue Perversionen einfallen – was sich allerdings auf die Aromatik bezieht, die ihn unvergleichlich macht. Kostprobe? Sesam-Cräcker, „Bratlfettn“ und Paprika-Chips sind drei Duftnoten dieses 2017er Veltliners.
Er ist saftig und präzise zugleich. Die Kühlen Apfel-Noten werden von einem zarten Rauch-Ton begleitet, dazu sorgen nussige Akzente für ein interessantes Spiel am Gaumen. Im Finish frischt der Zug und das Trinkanimo auf, auch hier nicht einfach von Zitruszesten und Säure getragen, sondern mehr von der gesamten Struktur mit ihrem rauchig-salzigen Nebel, der diesen Veltliner so spannend macht.
Bemerkenswert für die neue Stilistik ist auch der beliebte „Am Berg“, der mit der etwas wärmeren Vergärung und den Naturhefen eine neue Strahlkraft erhält. Der Einstieg in die Veltliner-Welt Otts verbindet Marillenröster und Zimtrinde mit einem leichten Tabak-Rauch. Bremselnd vor Vitalität stellt sich dann der Kostschluck ein; weißer Pfeffer, weiße Blüten und ein lebendiges Finish zwischen Apfelquitte und Grapefruit stehen beim 2017er zu Buche. Und bei allen Änderungen in Feuersbrunn – ein Spruch stimmt unverändert: Wohl dem, der so eine Basis-Qualität auffahren kann!
Bezugsquelle:
Weingut Ott, Gemischter Satz 2017 ist um EUR 11,80 erhältlich, der Riesling „Feuersbrunn“ 2017 um EUR 13,90, der Grüne Veltliner „Engabrunner Stein“ 2017 kostet EUR 28 und der Veltliner „Am Berg“ 2017 EUR 8,70, alle bei Gawein Bruckner Weinhandel, www.gawein.at