Nichts weniger als den neuen Rum-Cocktail-Klassiker sucht alljährlich die Bacardí Legacy-Competition. Es geht also um Drinks, „die sich nahtlos in eine Reihe mit Daiquiri, Mojito oder Piña Colada einreihen“, wie es Zeremonien-Meister Dickie Cullimore anlässlich des Weltfinales 2017 in Berlin formulierte. Was einfach klingt, stellte die 38 Bartender dieser „Rum-Olympiade“ vor Herausforderungen. Denn auch in globalisierter Warenwirtschaft sind nicht alle Lieblingszutaten rund um den Globus verfügbar. Noch schwieriger wird es, wenn der Drink möglichst ohne hausgemachte Zutaten auskommen muss und im Idealfall nicht mehr als fünf Ingredienzen verwenden darf. Die Gefahr, einfach einen Daiquiri mit Grapefruit (oder einer anderen Säurequelle als Limette) abzuliefern, ist groß – bringt solche Kreativ-Flaute schließlich keine Siegerpunkte.
Dass die Quadratur des Martiniglas-Runds doch zu meistern ist, bewies der Sieger. Wobei auch die griechische Teilnehmerin – Loreta Toska oder für ihre Fans daheim: Λορέτα Τόσκα – es mit ihrem „Silver Lining“ in die letzten acht Teilnehmer schaffte. Sie hatte, inspiriert vom griechischen „kafes frape“, einfach Vanille-Eis in den Kaffeeschäumer zu Rum und Co. gemischt. Die persönliche Geschichte dahinter findet sich hier. Eine andere landestypische Inspiration stand aber auch hinter Ran Van Ongevalles Siegerdrink.
Ran stammt aus der bekanntesten belgischen Barkeeper-Dynastie, mit seinem Vater und seinen Schwestern führt er die „Pharmacy“ in Knokke-Heist. Der Belgier wollte die Pralinen-Tradition seines Landes in einen Drink übersetzen und griff dazu ursprünglich zu ein paar Tropfen Erdnussöl, die einen überraschenden Effekt (trotz ihrer geringen Menge) haben, wenn man den Drink das erste Mal riecht. Der nach der Frau des Bacardí-Gründers Don Facundo Bacardí „Clarita“ benannte Cocktail aus Knokke-Heist wurde im Finale dann aber mit Arbequina-Olivenöl garniert. „Es hat mehr Geschmack als alle anderen Öle“, beteuerte Ran die Änderung. Denn mit Experimenten hat er den Drink immer wieder verfeinert, sogar eine mit Ultraschall (20.000 Hertz) beschallte Version entstand während dieser Phase im Food-Labor seines Kumpels Maxime Willems.
Am Ende wurde es ein kräftiger Drink, der praktisch nur aus alkoholischen Zutaten besteht. Die Crème De Cacao bringt als Likör die Schoko-Note ein. Der Sherry und die Prise Salzwasser (im Original aus der Nordsee, von der Rans Bar „The Pharmacy“ nicht weit entfernt ist) sorgen für Säure und Frische, der Rum gibt den Körper. Und dann kommt noch ein wenig Absinth dazu, fertig ist der Rum-Cocktails des Jahres. Und da der Drink gerührt wird, lässt er sich leicht zuhause servieren. Unsere Empfehlung: Als Aperitif reichen und ev. mehr Likör verwenden, ungeübten Trinkern wird er sonst zu stark sein. Was schade wäre, schließlich soll die Praline ja süße Gefühle erzeugen – auch wenn sie flüssig verabreicht wird.
Clarita
(Ran Van Ongevalle, The Pharmacy, Knokke)
6 cl Bacardi 8 Años
1 cl Amontillado Sherry (Bodega Romate „NPU”)
1 Barlöffel (0,4 cl) Crème De Cacao („Tempus Fugit”)
2 Spritzer (dash) Absinth (Pernod)
1 Spritzer (dash) Salzlösung (oder: Meer-Wasser)
Arbequina-Olivenöl
Zubereitung:
Alle Zutaten – außer dem Öl – im Rührglas auf Eiswürfeln gut verrühren und ins Gästeglas abseihen. Mit ein paar Tropfen Olivenöl „floaten“ und ohne Eis servieren!
Glas: Cocktail-Schale (Coupette)