Vor ein paar Wochen haben wir hier schon zart gespoilert – es wird wieder „Weinrieder in the City“ geben. Nun war es so weit und Melanie, Bernhard und Fritz Rieder stellten in der Beletage des Schwarzen Kameels 24 Weine in einer Leistungsschau vor, bei der man nach wenigen Schlucken vergaß, dass es auch eine Weinviertel-Verkostung war. Denn mit den spritzigen Veltlinern aus Niederösterreichs Nordosten haben die Weine unter dem Weinrieder-Label nichts zu tun. Das zeigte schon der Einstieg auf Tisch 1, wo unter anderem der 2022er Ried Schneiderberg wartete. Ein Tropenfrucht-Vertreter der Sorte, der komplex und „viel-fruchtig“ schmeckte, als hätte man dem Gratis-Kompott im China-Restaurant den Zucker ausgetrieben.
Doch das war nur der Einstieg in eine Verkostung, die dank Peter Friese erneut in jenen Räumen stattfinden konnte, für die sie wie geschaffen scheint. Der Patron des „Kameel“ verschob kurzerhand den Umbau und ließ Weinrieder einmal mehr in der Stadt für Staunen sorgen. „So einen Eiswein kannte ich nicht aus dem Weinviertel“, hörte man da etwa angesichts des edelsüßen Rieslings raunen. Viel mehr davon wird auch im Ausland getrunken, wo Sommeliers von Welt-Restaurants wie Heston Blumenthals „Fat Duck“ diese Weine einschenken. Und besieht man sich den Preis eines wundervollen Veltliners wie der „Alten Reben“ 2017, wundert man sich echt, warum einem diese Weißweine nicht öfter auf Weinkarten begegnen.
Dieser auf 70 Jahre alten Rebstöcken basierende Weine duftet nach Kleehonig und Salzzitronen, was schon einmal einen reizenden Gegensatz in der Nase offeriert. Ein leichter Rauch-Ton zeigt hier noch eine weitere Facette an. Im Mund ist er intensiv, wie es einem Winzer entspricht, der gerne sagt: „Kein Süppchen, ich will eine Consommé“! Engmaschig und mit einem ausgeprägten Steinfrucht-Mittelteil prunkt dieser „Alte Reben“. Dieser dicht-konzentrierte Kraftlackel vermag es auch, alle Gegner des Veltliners zu packen. Denn von „easy drinking“ ist man hier entfernt. Das ist eher Breitband-GV.
Spannend wurde es im Kameel auch an Tisch 3, wo die Variante eines „Orange Wines“ aus Kleinhadersdorf präsentiert wurde. Zwei Jahrgänge gibt es erst von dieser Kreation Lukas Rieders, die auch seinen Namen trägt. „by Lukas“ 2019 und 2021, beide eine zehn Tage auf der Schale ausgelaugte Veltliner-Charge aus der Riede Dornleiten. Allerdings erfolgt diese Mazeration unter kalten Temperaturen, es soll die feine Frucht, nicht der Gerbstoff ausgezogen werden. Und das gelang auch perfekt! Reich und voll ist bereits der Duft des 2019ers, Man riecht Quittenkäse (membrillo), Steinobst, das für Kenner nicht die Marille des Veltliners zeigt, sondern ganz klar, die weichere Mispel. Es ist ein Weißwein, der mit 95 Parker-Punkten auch am Gaumen einiges bietet. Extraktreich wie ein Mangosaft und ebenso tropenfruchtig legt der reifere „by Lukas“ los. Der erste Jahrgang dieses Ausnahmeweins ist irre dicht, die Machart lässt sich hier klar nachvollziehen in einem zum Beißen Dichten Veltliner. Der aber auch so ziemlich alle „Boxen“ anklickt, wenn es um Säure, zarte Mineralik und feinen Gerbstoff geht. Doch über allem thront diese gelbe Fruchtmelange dieses Monuments, das für Jahre große Freude bereitet. Ein Erstlingswerk, das man sich noch sichern kann!
Und natürlich können wir das unter dem Motto „Große Lagen – Große Weine“ stehende Tasting nicht verlassen, ohne den Ried Schneiderberg-Riesling zu kosten. Er ist ein ewiger Liebling von uns, was sich im Jahrgangsvergleich von 2020 und 2016 zeigen sollte. Rote Tropenfrucht, vor allem Papaya, liefert die verführerische Nase, dazu kommt die rot-gelbe Süße versus Säure-Duftnote einer „Ungarischen Beste“-Marille. Frisch, konzentrierte Fruchtstrahlen auf den Gaumen beamend, und bereits herrlich anzutrinken war der 2020er. Lediglich das Tannin ist hier noch eine wenig jugendlich, was aber eine reine Lager-Frage darstellt. Dies entfällt beim 2016er, der in einer ebenfalls tropenfruchtigen Duft-Melange das Glas erfüllt. Erdbeere und ein Pfirsich-Geruch, der intensiv wie bei einer Marmelade ausfällt, stehen hier auf der Haben-Seite.
Die wunderbare Frucht setzt sich am Gaumen fort, hier scheint sich Mango zu den Pfirsichen gesellt zu haben. Der leicht herbe Ton, eine Rest-Stufe des Gerbstoffs, der beim 2020er noch erkennbarer war, trägt zu der Schönheit dieses Rieslings „Ried Schneiderberg“ bei. Zu ihm kann man eigentlich nur zwei Worte sagen: „Alles da“!
Bezugsquelle:
Weinrieder, Grüner Veltliner „Alte Reben“ 2017 ist um EUR 19,90 erhältlich, der nur mehr als Magnum (1,5 Liter-Flasche) erhältliche „by Lukas“ 2019 kostet EUR 83,- und der Riesling Ried Schneiderberg 2016 um EUR 39,- Alle Weine ab Hof bzw. im E-Shop des Weinguts, https://weinrieder.at