Für eine Weltmarke hält die Insel-Brennerei Laphroaig ihr Sortiment angenehm überschaubar. Das ist gut so, denn vor allem Neulinge im rauchigen Geschmackskosmos von Islay können sich so an ihr Intensitätslevel herantasten. Variiert wird neben dem Alter über die Fass-Arten. Das Quarter Cask kennt man – es bringt mehr Interaktion mit dem Fass-Holz. Und nun hat John Campbell, der ebenso kenntnisreiche wie sympathische Master Distiller, dem in Portwein-Fässern gelagerten Whisky einen mit aromatischem Schliff in ehemaligen Sherry-Fässern folgen lassen.
„Finishing“ nennt man das in der Whisky-Welt, denn die Hauptlagerzeit – die obligaten drei Jahre plus X – verbringen die meisten Single Malts in ehemaligen Bourbon-Casks. Im Falle des neuen „10 years Sherry Oak Finish“ ist der Name insofern irreführend, weil auch die Lagerung, nicht nur das abschließende Finish, in Ex-Oloroso Sherry-Fässern erfolgt ist. Das ergibt bereit in der Farbe eine wunderschöne Schattierung. Der rotbraune Schimmer wäre als Haartönung unter „Kastanie“ zu finden. Doch in diesem Falle befindet er sich im Kostglas und macht gleich einmal neugierig auf den neuen Islay-Whisky.
Die Nase ist forsch und merklich anders als der ikonische „Zehner“, der 10 Years, ein großartiger Islay-Malt. Die Süße kämpft tapfer gegen den mächtigen Rauch, der hier ein wenig waldige Noten wie Fichtenharz zeigt. Hat sich der Sherry-Einfluss einmal breit gemacht, dann entsteht aus der Kombination aus Rauch, Fruchtigkeit und Nuss-Noten ein neues Ganzes. Es erinnert an Dörrzwetschken in Cognac, wie man sie etwa in Agen ins Glas packt. Mit Luft wiederum erinnert der neue Laphroaig an eine frisch geöffnete Packung Rauchmandeln.
Cremig ist dieser Whisky und das in einer Öligkeit, die auffällt – und gefällt! Hier schälen sich aus den kräftigen 48% vol. langsam die maritimen Noten heraus: Jod und Schwarzer Pfeffer drehen zugleich mit dem Rauch im Finale auf. Die Frucht der Sherry-Fässer lässt sich besser herauskitzeln, wenn man dem Single Malt ein paar Tropfen Wasser beimengt. Da wird die Nase nussiger – statt der pikanten Mandel ist dann röstige Haselnuss angesagt. Und auch im Mund zeigt er schokoladigen Charme. Geradezu elegant kommen Gewürze durch: etwas Muskat, Zimt und Piment. Die Süße wird spürbarer. Unu um ein langes, bleibendes Finish braucht man bei Laphroaig selten bangen. Auch hier nicht: Der Sherry-Finish-„Zehner“ ist noch eine Viertelstunde später präsent!
Bezugsquelle:
Laphroaig, 10 years Sherry Oak Finish kostet EUR 99,90 im Set mit dem klassischen 10 years (jeweils 0,7 Liter-Flasche) bei Whisky.de, https://at.whisky.de