Das Schöne für Regionsspezialitäten-Junkies wie mich sind dann kleine Wellen der Aufmerksamkeit, die eine solche Rarität dann und wann erfassen. Tatsächlich wird die fast schon sprichwörtlich anspruchsvolle Sorte (vor allem Fäulnis ist im regenreichen Österreich der Hauptfeind) seit ein paar Jahren wieder vermehrt ausgepflanzt. Gut so, denn das Potential des Weines wird immer noch unterschätzt, wie mir dieser Tage Horst und Gerhard Kolkmann klar machten.
Die Voraussetzungen für den von ihnen kredenzten Roten Veltliner sind viel versprechend. Denn die Lage Scheiben, aus der die Reserve stammt, bringt das Beste aus zwei Boden-Typen mit, das „Fette“ des Löss und den Tiefgang des steinigen Elements, in diesem Falle eine Kalkunterlage. Verfeinert wird das Ausgangsmaterial noch im großen Holzfass und auch der lange Hefekontakt gibt dem Wein schönes Rüstzeug für ein langes Leben – entsprechend viel Zeit braucht er, wenn man ihn jetzt schon „köpft“.
Seine Eigenart zeigt der „Scheiben“ schon im Duft, der anfangs nicht mehr als ein diffuses „gelbfruchtig“ als Beschreibung zuläßt.Je länger der Wein im Glas ist, desto mehr Nuancen schälen sich heraus: Zunächst Quitte, dann blanchierte Mandeln, weiße Schokolade und Biskuit („Bananenschnitte“), mit noch mehr Luft gesellen sich zarte Kräuteraromen wie Zitronenmelisse dazu.
Diese Verzögerungstaktik setzt sich auch am Gaumen fort, auf einen cremigen Beginn folgt saftige Birnenfrucht und wieder Kräuter, diesmal eher Thymian, die wunderbar lange anhalten. Zumindest bei der Vielschichtigkeit darf man den „Scheiben“ also durchaus für einen Rotwein halten.
Bezugsquelle: Weingut Kolkmann, Roter Veltliner „Scheiben“ 2011, EUR 15,90 bei Getränke Wagner, www.wagners-weinshop.com