Der Vorarlberger gilt ja gemeinhin als geschäftstüchtig. Und so dauerte es nicht lange, bis Walter Pfanner die Logik hinter dem Vorschlag seines englischen Gastes erkannt. Der meinte (für den O-Ton von Pfanners alemannischem Dialekt bitte alle „S“ als „Sch“ lesen!): „Du brennst nur vier Monate Dein Obst, da musst Du halt Whisky machen, das geht ganzjährig“. Und so entstand in Lauterach die Veredelung von Gerste zum Single Malt. Mit wachsendem Erfolg; von seinen rund 5.000 Flaschen Jahresproduktion nehmen 90% private Kunden ab.
Dieser Tage stellte Pfanner zwei Flaschen seiner Malts auf den Tisch, beide stammen aus der „Red Wood“-Serie. Diese hat ihren Namen von den Rotweinfässern, die Pfanner seit jeher von Walter Kirnbauer aus Deutschkreutz bezieht. Erstmalig ließ er heuer einen vierjährigen Whisky reifen, der 2010 gebrannte „Red Wood“ lag ein Jahr länger als sonst im Holzfass. Vor allem von den aromatischen Unterschieden, die diese 12 Monate mit sich bringen, soll hier die Rede sein.
Im Reiche der Marille: Dreijähriger „Red Wood“
Im Duft springt einen die Fruchtigkeit förmlich an; viel Dörrobst, aus dem besonders die Marille hervorsticht. Etwas tabakige Würze und ein nur hingetupfter Hauch von Jod prägen den Single Malt aus dem österreichischen Westen. Die Fruchtigkeit ist auch beim Kostschluck das erste, das auffällt, im ersten Moment ginge der Whisky auch als Marillenbrand mit Fasslagerung durch. Dann allerdings kommt die milde und schokoladige Seite immer stärker zum Tragen. Zarte Süße und die vanillige Komponente des Fasslagers betonen vor allem im Finish die Schokoladen-Seites des jüngeren „Red Wood“. Selbst die Schotten, so erzählt Pfanner, habe das Rotwein-Fass als Endlager beeindruckt, „seit einigen Jahren gehen hunderte heimische Rotweinfässer dorthin“, scheint auch das Whisky-Nachzügler-Land Österreich den Kilit-Trägern noch etwas lernen zu können.
Wo die Haselnuss regiert: Der vierjährige „Red Wood“
Doch zurück zum Vergleich der beiden ungleichen Fass-Brüder. Schon in der Nase liefert der ältere Whisky ganz andere Aromen. Dunkle Schokolade, dazu Piment, viel „hard spice“ ganz allgemein, dazu eine röstige Haselnuss sind hier zu finden. Eine Fruchtigkeit? Fehlanzeige, hier regiert die aromatisch-nussige Kraft. Am Gaumen enthüllt der vierjährige „Red Wood“ dann sein schottisches Herz: rauchig und zart jodig, mit einem leichten Algen-Geschmack, vor allem aber einer insgesamt fast ätherisch-eleganten Art kommt er auf den Gaumen. Aus der dezenten Anfangsaromatik entwickelt sich ab dem mittleren Gaumen eine würzige Komponente, die irgendwo zwischen Rindsuppe und Nüssen angesiedelt ist. Vor allem aber lange nachklingt. Aktuell sicher einer der spannendsten heimischen Whiskys am Markt, das Bitzeln mit den Fässern hat sich ausgezahlt.
Bezugsquelle:
Destillerie Hermann Pfanner, Whisky „Red Wood“ (3 Jahre gereift) ist um EUR 40,- ab Destillerie erhältlich, der vierjährige „Red Wood“ kommt auf EUR 41,20, www.pfanner-destillate.com