Es wäre wohl zu einfach, den Viognier nur als Klima-Gewinner im Weingarten abzutun. Doch es fällt auf, dass nach einsamen Pionierleistungen – Thomas Haider in Neusiedl und natürlich der nördlichste Sorten-Fan Maximilian Hardegg – Winzer vermehrt auf die Sorte von der Rhône setzen. Über die Unbilden, die Gutsherr Hardegg einst erfuhr mit einer Sorte, die immer noch nicht im Qualitätswein-Kataster steht, haben wir hier schon mal geschrieben. Da wehte einem der Chauvinismus, den man gerne den Franzosen nachsagt, direkt aus einem heimischen BH-Bescheid entgegen!
Doch die französische Verbindung passt schon, sogar bestens, zum Weingut, um das es heute geht. Blandine Minkowitsch stammt aus dem „Hexagone“, gemeinsam mit ihrem Mann Martin lebt sie seit zehn Jahren den Winzertraum. Was angesichts seines Vorlebens als Unternehmensberater mit ordentlichem Reise-Pensum nicht vorgesehen war. Doch dann kam der Onkel Roland Minkowitsch ins Spiel, dessen Namen das Weingut immer noch trägt. Seit dem Jahr 1620 treibt die Familie Weinbau, weshalb der kinderlose Minkowitsch sen. auch beim Neffen anfragte, ob das so einfach enden sollte. Weinfreunde wissen, dass damit auch einer der letzten Betriebe verschwunden wäre, der die gesamte Ernte in einer Baumpresse verarbeitet wie Anno 1800. Doch Martin Minkowitsch sagte 2014 zu und rettete so ein oenologisches (Familien)Erbe.
Vor sechs Jahre kam dann zum bekannten Riesling „de vite“ in Mannersorf der französische Weißwein hinzu. Er wurzelt in der Riede Rochusberg auf Lehm-Löss-Böden und scheint sich dort sehr wohl zu fühlen. „Sept“, wie der Wein des sieben-fachen Vaters heißt, trägt keinen Jahrgang – die Kataster-Frage, Sie erinnern sich. Dafür kann man den sortentypischen Duft nach Pfirsich getrost auch im Weinviertel abhaken! Denn den bringt der Viognier zweifelsfrei mit.
Er mischt sich mit einer enormen Fruchtigkeit im Duft, die bis zur Himbeere eines „Hubba Bubba“ reicht, vor allem aber Mango und den erwähnten Steinobst-Odem mitbringt. Der Löss sorgt für Geschmeidigkeit, die mit dem französischen (eh klar!) Fass im Ausbau unterstützt wird – sehr cremig legt sich der „Sept“ auf den Gaumen. Allerdings ist er kein reines Plüschtier; von Beginn an begleitet Würze den Geschmack. Man darf durchaus ans Weinviertler „Pfefferl“ denken, denn neben Wacholder flirrt auch Weißer Pfeffer im Hintergrund. Einen kurzen Moment blitzt auch die Kraft dieses Viogniers auf. Der alkoholische „Spike“ im Ausklang wird aber von den besagten Gästen aus dem Gewürzkasterl begleitet. Damit klingt der ebenso intensive wie feingliedrige „Sept“ des Jahrgangs 2022 (aber nicht weitersagen!) aus.
Spannend wird es wohl, wie sich die Sorte von der Rhône einmal mit alten Rebstöcken darstellt. Denn die erste Talentprobe von Minkowitsch zeigt, dass er hier einen guten Griff getan hat. Vive le Viognier!
Bezugsquelle:
Weingut Roland Minkowitsch, „Sept“ 2022 (Viognier) ist um EUR 21,- ab Hof bzw. im Webshop Minkowitschs erhältlich, https://roland-minkowitsch.at