Seit 17 Generationen mit dem Weinbau verbunden sind nur wenige Familien Österreichs. Die Mosers in Rohrendorf haben diese Historie aufzuweisen. Großvater Lenz Moser etwa kennen auch ansonsten eher Wein-ferne Kreise. Er hat auch das Atriumhaus errichtet, das Herzstück des Weinguts, das bisher unter Sepp Moser abgefüllt hat. Prägend war die letzten Jahre schon Niki Moser und in einem durchdachten Prozess, wie er zu dem reflektierten Winzer passt, hat man nun einen neuen Weg eingeschlagen. Vitikultur Moser ist nicht nur eine Reaktion darauf, „dass der Name Moser nicht gerade selten ist“. Vor allem den „Kultur“-Part fanden Niki, Kathi, Andrea, Mariana, Markus und Jan Moser ideal, um die besondere Arbeitsweise des Biodynamie-Pioniers, der im Kremstal und im Seewinkel aktiv ist, abzubilden. Das unterstreicht auch die neue Etikettenlinie zu den 24 Hektar um Rohrendorf bzw. 27 Hektar rund um Apetlon.
Quasi aus Anlass dieser Neudarstellung des Demeter-Weinguts machten wir zwei Flaschen auf, die für das Haus emblematisch sind. Der Grüne Veltliner von der Riede Gebling ist so etwas wie der Wein, der buchstäblich ums Weingut wächst – die hohe Lösswand und die nach Süden geneigten Rebanlagen ergeben in der Regel einen ebenso saftigen wie reifen Typus. Hier ist es der Jahrgang 2021, den wir uns einschenkten. Zu Beginn läßt der „Gebling“ mit einem satten Duft nach Gelbem Apfel wenig Zweifel an der Rebsorte. Allerdings mengt sich auch kühler Rauch und die würzige Spur von Senfkörnern und etwas Grünem Curry in den fruchtigen Geruch.
Auch am Gaumen sind es mehrere Akte, in denen die 2021er Reserve ihr Potential zeigt. Vollmundig legt der Veltliner der Vitikultur Moser los; erneut sind gelbe Früchte die Signatur dieses Weines – Nektarine ergänzt saftig den Golden Delicious in seinem mürben Schmelz. Auch dunkler Pfeffer gibt sich final die Ehre. Deutlich schmeckt man, dass man es hier mit keinem „Pfefferl“ eines Springinkerls von „GV“ zu tun hat. Sondern mit einer tiefgründigen Note mehr eines g’standenen Kremstalers, der sich gerade erst begonnen hat zu öffnen.
Weiterhin gehört zur Vitikultur Moser auch der burgenländische Teil – die flächenmäßig größeren Weingärten im Seewinkel tragen natürlich auch Zweigelt, die DAC-Sorte der Region. Was daraus auch werden kann, zeigt die Reserve 2021. Klar ist das noch jung, doch der intensive, dunkel getönte Fruchtmix duftet einladend: Brombeere und Heidelbeere sind dicht verwoben. So dicht, dass in unserer Blindprobe auch Merlot ein Kandidat war. Das ist hochreifer Rotwein, aber ohne „eingekochte“ Stilistik.
Freilich sollte er sich auch öffnen dürfen – speziell in diesem jungen Stadium ist Karaffieren fast Pflicht. Dann hat man nicht nur die samtig-runden Gaumeneindrücke vorliegen. Hier sind es eher rote Frucht-Eindrücke, etwa reife Himbeere und Sauerkirsche, angenehm fällt die Absenz der mitunter plump wirkenden Zwetschken-Tönung von Zweigelt auf. Die würzigen Töne die es bei diesem mit 13,5% vol. gefüllten Rotwein gibt, zeigen sich dann im Abgang. Sie sind es, die diesen Wein in die Zukunft tragen werden. Gut belüftet, lugt da Rauchpaprika und milder Chili aus dem Glas. Ja, auch so geht Zweigelt!
Bezugsquelle:
Vitikultur Moser, Grüner Veltliner „Ried Gebling“ 2021 kostet EUR, der Zweigelt Reserve 2021 ist um EUR 26 zu haben, beide im Webshop des Weinguts, https://vitikultur-moser.at/shop/