Ein paar Bestellungen gibt es noch, die etwas über den Bar-Gast aussagen. Der „Last Word“ wäre so ein Beispiel, auch der „Blood & Sand“, speziell wenn bewußt weniger süß beim Mixer des Vertrauens geordert. Und natürlich der „Vieux Carré“. Da schwingt schon im Namen ein Quäntchen gute alte Zeit mit. Das „alte Viertel“ in New Orleans verweist auch auf eine Wiege der Cocktailkultur. Und zudem ist der Drink, in dem sich Cognac (das französische Erbteil der „Crescent City“), Rye Whiskey, Wermut, Cocktailbitter und der ebenfalls herbe Likör Bénédictine verbinden, ein Kraftlackel.
Ursprünglich wurde je ein „Jigger“, das klassische Barmaß, Cognac, Whiskey und Wermut verwendet. Während das im heutigen US-Bar-Sprachgebrauch 1,5 Unzen pro Spirituose (oder 44 Millilitern) entspricht, verstand man vor der Prohibition gerne 2 Unzen unter einem „jigger“ – denn die Definition sah die Hälfte eines „gill“ vor, was wieder 4 Flüssig-Unzen fasste. Damit wären es sogar jeweils 59 Milliliter! Das Original-Rezept funktioniert nicht nur nach der alten Formel „booze on booze“ gänzlich ohne Säfte oder karbonisierte Filler, es haut auch ordentlich rein. 40% hat der Drink etwa in der Wiener Version, die Philipp M. Ernst (Josef Bar) auch nach Hause liefert. Allerdings begnügt man sich aktuell eher mit 20 Millilitern, beim Wermut darf es überhaupt weniger sein. Aber das rührt bereits an den Tiefen mixologischer Hausphilosophien.
Womit wir beim Stichwort wären, denn für die Hyatt-Hotelbar The Bank hat Thomas Lang diesen mächtigen Shortdrink, der seit den späten 1930er Jahren gemixt wird, modernisiert. „Mitreden kann in der Bar nur, wer mutig ist und viel probiert“, ist das Motto des 26-jährigen Wieners. Aus dem maskulinen „Vieux Carré“ und einem „Sour“ machte er eine neue Rezeptur, die sich durchaus auch im Sommer als Aperitif eignet. Die Kante gibt der Roggenwhiskey aus dem Hause Jack Daniels; der Tennessee Rye macht den Drink „edgy“, wie es der Barprofi formuliert.
Thomas Lang hat sich jedenfalls an der klassischen Trias zu gleichen Teilen orientiert (es sind jeweils 2 cl, die er vermixt), dafür aber mit seiner Ergänzung auch eine Leichtigkeit hinzugefügt. Und auch bei den Früchten, die Puristen allemal als Garnitur dulden (Orangenzeste und Cocktailkirsche wären denkmöglich), ergänzt er die Kreation aus The Bank: Und zwar um Pfirsich, der sich an sich sowohl an Cognac als auch Rye-Whiskey ganz gut anschmiegt. Und natürlich macht das den Drink noch einen Tick sommerlicher. Das Rezept ist denkbar einfach:
Vieux Carré Sour
Zutaten:
2 cl Jack Daniel‘s Tennessee Rye
2 cl Cognac
2 cl Sweet Vermouth
3 cl frischer Limetten-Saft
2 cl Zuckersirup
1/2 Pfirsich
Glas: Longdrink
Deko: Pfirsich-Fächer
Zubereitung:
Halben Pfirsich im Shaker mit einem Stössel andrücken („muddlen“, sagt der Bar-Profi) und mit allen anderen Zutaten mit viel Eis kalt shaken. Danach in das mit Eiswürfeln gefüllte Glas abseihen und mit der zweiten Hälfte vom Pfirsich (zuvor schon mit einem Messer „auffächern“) als Dekoration servieren.
Die Zutaten zum „Vieux Carré Sour“ sind in der Regel daheim vorhanden (beim Cognac rätselt man eh oft genug, was man damit tun soll), der Cocktail lädt aber auch zum Experimentieren ein. Fügt man den bitteren Bénédictine oder einen anderen herben Likör hinzu, ist er weniger süß. Auch die Limetten lässt sich herunter skalieren. Hauptsache, der Drink mit der so klassischen Vorgeschichte schmeckt!
Bezugsquelle:
Jack Daniel’s, Tennessee Rye ist um EUR 29 (0,7 Liter-Flasche) z. B. bei Del Fabro&Kolarik erhältlich, https://delfabro.at