Während er daheim in der República Bolivariana de Venezuela den beliebtesten Rum darstellt und auch in Spanien eine beträchtliche Fangemeinde aufweist, kennt man den Santa Teresa hierzulande noch kaum. Interessanter Weise hat das Unternehmen im Bundesstaat Aragua – ein guter Boden für Zuckerrohr – eine Hamburger Wurzel. Denn es gab die Hacienda Santa Teresa zwar nachweislich schon ab 1796 (dem Datum, das die Flasche des Rums auch stolz ausweist). Dennoch war es Gustav Julius Vollmer, der der Destillation des Zuckerrohrs den richtigen Drive gab.
Der hanseatische Kaufmann setzte nach seiner Heirat und dem Kauf der Farm 1855 Kupfer-Brennblasen aus seiner Heimat ein. Die Zeit für das Geschäft vor dem Dänisch-Deutschen Krieg war günstig. Immerhin galt Hamburg damals mit Flensburg als die wichtigste Rum-Anlandestelle des Deutschen Reichs. Sohn Gustavo Julio Vollmer Ribas ließ dann 1909 auch den Markenschutz eintragen. Ron Santa Teresa gilt seither als älteste Rummarke des Landes.
Produziert wird im „spanischen“ Stil als Solera-Rum, in dem Fässer mit bis zu 35 Jahren altem Rum verbunden sind. Das bis heute familiengeführte Unternehmen sieht sich als Single Estate-Produzent, da die wesentlichen Schritte der Produktion vom Anbau des Zuckerrohrs bis zur Abfüllung in der Region stattfinden. Der neue Vertriebspartner hat hohe Rum-Kompetenz, Bacardí will mit dem hispanischen Household-Name nun auch die deutschsprachige Welt erobern. Der zum 200. Bestehen der Hacienda vorgestellte „1796 Antiguo de Solera“ wurde einem Re-Design unterzogen. Mit dem markanten kreuzförmigen Boden und seinem wachsgetunkten Verschluss ist er nun in Österreich erhältlich.
Der „1796“ hat eine wesentliche Eigenschaft, die sich beim Kostschluck schnell zeigt: Er hat keine aufdringliche Süße, es wird auch kein Zucker zugesetzt in diesem Rum.Das sei vorausgeschickt, denn immer noch fremdeln viele vom Cognac oder Single Malt Whisky kommende Freunde fass-gelagerter Spirituosen mit dem süßen Cousin aus Mittel- und Südamerika. In diesem Fall beginnt zwar der Rum-Geruch mit einem Haselnuss-Touch, der kurz an „Nutella“ denken lässt, doch diese Duftnote geht schnell über in den typischen Milch-Schoko des Solera-Rums. Ein herber Zug, bei dem man an Earl Grey-Tee denkt, da sich auch Zitruszesten hineinmengen, ist ebenfalls zu erschnuppern.
Die Schokolade bildet auch im Mund praktisch die aromatische Basis, der Santa Teresa hat aber auch ordentlich Gewürze mitgebracht. Sie haben im Finish ihren Auftritt, davor gibt es noch einen an Rum-Pflaume und Amarena-Kirschen erinnernden Frucht-Moment. Das betont trockene Finish, das bereits angesprochen wurde, streut dann gemahlene Muskatnuss, Piment und etwas weißen Pfeffer aus. Mit einer zart ledrigen Note klingt der venezolanische Rum dann aus.
Bezugsquelle:
Santa Teresa, „1796“ ist um EUR 46 (0,7 Liter-Flasche) im Web-Shop Rumzentrum.at erhältlich, www.rumzentrum.at