Grapefruit-Jahrgang. So haben wir die Veltliner-Ausbeute des Jahres 2013 pauschal beschrieben. Relativ eindimensional sind sie geworden. Zitrisch, ohne sauer zu sein. Unter der Rubrik „Fehlt“ tragen wir „Finesse“ ein. Der jährliche Querschnitt am Wagram bestätigte dies einmal mehr. Zeit für ein großes ABER. Denn einige der verkosteten Veltliner schlugen sich gut, wenngleich eine heimliche Lieblingssorte, der Rote Veltliner, heuer auch deutlich schlanker ausfiel.
Der Besuch beim Stand von Thomas Schuster (rechts im Bild) freute dabei doppelt. Zum einen, weil der 24-jährige Teil einer Verjüngung der Winzerschaft im Wagram ist. Wie zuletzt im Südburgenland könnte hier eine schöne Aufbruchstimmung entstehen, denn wir trafen weitere Young Guns (Gregor Nimmervoll etwa und jene, die etwas weiter unten vorgestellt werden).
Aber kommen wir zum Roten Veltliner „of the show“: Valvinea Eisenhut nennt sich der zwei Wochen im Holzfass vergorene Spitzenwein des Großriedenthaler Winzers, der mit 13,5% kräftig ausfiel. „Der ist als internationaler Typ gedacht“, erläutert Schuster und wir schnüffeln mit ihm am Glas. Walnuss und Quitte, aber auch das alte Schaumzuckerware namens „Wiener Gebäck“ ist zu erkennen. Auch am Gaumen des intensiven und cremigen Weins kommt diese Note durch, auch an Butterkeks denkt man bei der dichten und ganz zart zimtigen Version eines Roten Veltliners, der auch ohne die Tropenfrucht heißerer Jahre ziemlich beeindruckt.
Maringer: Aufsteiger mit alten Reben
Sympathisch war auch der erste Eindruck vom jungen Johannes Maringer. 2010 hat er das Weingut seines Onkels übernommen, vieles steht also noch am Beginn. Die recht knapp beschnittenen Visitenkarten etwa. Aber es geht um den Wein und da sind die Anfänge vielversprechend. Überprüfen kann man das mit zwei Grünen Veltliner-Reserven, die Lage – Steinthal, mit 35 Jahre alten Stöcken – ist ident, die Jahrgänge verschieden (2012 und 2013). Typischer findet der Winzer den Lagenausdruck im jüngeren Wein, der mit 14 Volumsprozenten zu Buche schlägt.
Von breit ist aber keine Spur, würzig unterlegte Quitte, Apfel, aber auch Grapefruitschale prägen das Geschmacksbild des 2013er Steinthals. Spitzer durch die höhere Säure wirkt der 2012er Veltliner von der Süd-Ost-Lage Maringers: Der Duft nach gelben Äpfeln und Grapefruit animiert zum ersten Schluck. Der zeigt eine schöne Apfelfrucht mit Zitrusanklängen, spannender Weise wirkt der reifere, aber alkoholärmere „Steinthal“ opulenter, dank seiner Würze und einem Finish, das man als zart herb bezeichnen kann, steht ihm das aber. Momentan, weil das Maringers Frage war, würden wir den 2012er vorziehen.
Just married: Exotik bei Grill-Gnauer
Nicht unerwähnt im Burschen-Club soll aber auch Gudrun Grill-Gnauer (der zweite Namen kam heuer durch die Hochzeit dazu) aus Fels am Wagram bleiben. Mit dem Wein, bei dem sich die Winzerin eine halbtrockene Variante „erlaubt“, lässt sich viel anfangen. Recht frisch gefüllt, im August nämlich, bezaubert die Tropenfrucht des „Runa“. Aus der bekannten Lage Scheiben, die etwa auch bei Franz Leth feinste Weine hervorbringt, stammend, ist der Veltliner in jeder Hinsicht barock. Mild und mit einem ganzen Tropenfruchtkorb versehen, von dem man glasweise naschen kann, erweist sich der 13,5% starke Grüne Veltliner als enorm süffig.
Und preislich liegt sie wie Maringer und viele weitere Wagramer in einer äußerst attraktiven Zone. Also rundum erfreuliche News – selbst aus dem Grapefruitjahr.
Bezugsquelle:
Weingut Schuster, Roter Veltliner „Valvinea Eisenhut“ 2013 ist um EUR 12 ab Hof erhältlich, www.weingut-schuster.at
Johannes Maringer, Grüner Veltliner Reserve „Steinthal“ 2012 und 2013 ist um EUR 7,50 ab Hof erhältlich, www.weingut-maringer.at
Gudrun Grill-Gnauer, Grüner Veltliner „Runa Scheiben“ 2013 ist um EUR 9 ab Hof erhältlich, www.weinhofgrill.at
Alle Weine führt auch die Wagram-Vinothek WERITAS, www.weritas.at