Für die US-Amerikaner ist es leicht. Sie investierten jenseits der Grenze ihr Dollars in einen endemischen Schnaps, der das Zeug zum Welthit hat. Die Rechnung ging ökonomisch auf. Zuerst in den United States, dann allmählich weltweit. Agaven waren plötzlich angesagt und vor allem hat das massive Engagement der Amis in der Tequila- und Mezcal-Welt die mexikanische Brenn-Szene komplett verändert. Der billig produzierte „mixto“, der lange für Kopfweh und schlechtes Image sorgte, liefert seither ein Rückzugsgefecht. „100% Puro Agave“ muss der Brand im mittlerweile wichtigsten Markt des Tequila sein. Wohlgemerkt: Markt, nicht „Export-Markt“, denn die USA trinken mittlerweile mehr Tequila als das Erzeugerland Mexiko selbst. Da staunste!
Partnerschaften mit den ursprünglichen Brennern sind aber nicht US-Staatsbürgern vorbehalten. Mit der österreichischen Erfolgsproduktion Padre Azul etwa wurden zunächst drei Tequilas, später ein vierter (gibt’s hier beschrieben) sowie ein Mezcal (Kostnotiz: da!) vorgelegt. Nun gibt es mit Jonas Schenke und Christoph Wild deutsche Tequila-Erzeuger. Mayaciel nennt sich das in Schöneiche bei Berlin beheimatete Unternehmen, das sich abseits von Hahnenkampf-Klischées und Sombreros bewegt. Das Motto am Flaschenetikett lautet viel mehr „Tequila Next Generation“. Auch die Flasche ist bewusst modern gehalten und bringt einen Touch Kupfer-Gold mit. Hergestellt wird vorerst nur ein Blanco Tequila – das allerdings von einem versierten Agaven-Farmer, der „Hacienda de Oro“. Die Familie Partida hat erst spät auch zu brennen begonnen, seit 1973 aber kultiviert sie den Rohstoff, aus dem heute der mit 45% destillierte Blanco für los amigos alemanes entsteht.
„Wir haben vor Ort ein Destillationsprofil für unseren Tequila entwickelt, welches die fruchtigen Agaven-Noten klar in den Vordergrund stellt und gleichzeitig sanft im Geschmack ist“, beschreiben Schenke und Wild die Zusammenarbeit mit der „goldenen“ Hazienda der Partidas. Das Ergebnis ist gelungen und meidet sowohl ein Weichspülen der Agaven-eigenen Noten, noch geht man es übertrieben rauh an: Es duftet nach Limetten-Schale, feinem Rauch, aber auch der Süße der Agave aus dem Glas. Wer Rhum Agricole mag, wird auch diesen frisch und kräutrig duftenden Blanco Tequila mögen!
Im Mund erinnert das aromatische Zusammenspiel an Weiße Schokolade – besser noch: an Blanc-manger – und Limette. Denn auch ein zartes Mandel-Tönchen, nicht allzu weit entfernt von Amarettini-Keksen, gesellt sich zum Honigseim der Agave azul. Vor allem aber ist der Mayaciel mit seinen 45 Volumsprozenten auch ein echtes „Feuerwasser“ in dem Sinn, dass die pfeffrige Note ab dem mittleren Gaumen beständig zulegt. Dabei rundet die Süße der Agave eine allzu intensiv empfundene Schärfe ab; sie lenkt die Kraft ins Finish. Dort bleibt der Tequila lange haften. Im Rückaroma wartet er noch mit einem Kräuterhall auf. Den muss man gar nicht zergliedern, aber er bringt Brunnenkresse (= zarte Schärfe) und Petersilie (=weiche, grüne Kräuter-Töne) mit.
Übrigens: Für die Bar ruft der Mayaciel förmlich nach Grapefruit-Limonade und damit einer „Paloma“; sie ist auch einer der Cocktail-Vorschläge der Firmengründen. Kann man nachvollziehen: Beim Zesten-frischen Limetten-Auftritt des Blanco braucht die Pink Grapefruit geschmacklich quasi nur anzudocken. ¡Muchas gracias!
Bezugsquelle:
Mayaciel, Blanco Tequila ist um EUR 34,90 direkt im Webshop der Tequila-Produzenten erhältlich, www.mayaciel.de