Auf den „Kaiser Gin“ folgte mittlerweile einiges an weiteren Wacholder-Spirituosen von der Hohen Wand. 2015 stellten wir den Gin-Erstling des Fruchtsaft-Machers und Destillateurs Andreas Sederl aus NÖ vor (hier nachzulesen). Nun hat er eine Abfüllung nachgelegt, die ein wenig von seinem Segel-Hobby inspiriert wurde. „Maritim“ nennt sich der mit 42% vol. gefüllte neue Botanical-Mix mit dem entsprechend blauen Etikett. „Der schmeckt nach Urlaub“, verspricht Brenner Andi Sederl allen Skipper-Kollegen. Nun, die Nase bringt sofort eine säuerlich-frische Brise mit, die an Grüne Olive erinnert. Etwas Rosmarin und ganz dezente Rauchnoten wehen mit herüber. „Mediterranean style“ würde man das wohl anderswo nennen.
Doch auch im Gebirg‘ versteht man sich aufs Meer – und die Flora rundherum. Denn hinter den Macchia-Noten erkennt man auch den leichtfüßig auftretenden Wacholder. Rund und schön würzig ist auch das Mundgefühl des Gins. Hier kann man von Lorbeer über Olive bis hin zu einem Anflug von Thymian eine Übung im Kräuter-Geschmack absolvieren. Die feine Bitternote im Nachhall ist praktisch dafür gemacht, in einem Martini zu glänzen. Noch besser in einer „Dirty“-Variante davon.
Experimenteller wurde es in Zweiersdorf bei jenen limitierten Gins, von denen es gerade mal 300 Flaschen gibt. Kenner werden sofort das Fassvolumen von 200 Litern damit assoziieren – und sie liegen richtig. Auch in der Fruchtwelt hat man Gin im Eichenholz reifen lassen. Das kann nicht nur schief gehen, es tut es meistens auch. Zumindest für alle jene, die nicht Holz schmecken wollen, sondern Wacholder und Kräuter auch nach der Reife noch erkennen wollen. Mit 18 Monaten beließ es Sederl auch nicht bei einer kurzen Passage im Holz. Ein bisserl Angst schwingt also mit, als die beiden Gins der „Imperial“-Serie ins Glas kommen. Würden die beiden 44% starken Destillate noch Gins sein?
Denn es waren auch keine „leisen“ Fässer, denen man die Brände anvertraute. Rum und Portwein als Erstbelegungen haben charakteristische Noten, denen sich der Kaiser-Gin stellen sollte. Wir nehmen zuerst eine Nase vom „Imperial Rum Barrel“. Und sagen: Wow! Wie ein ganzes Schuhgeschäft schlägt hier der Leder-Duft zu. Doch das ist nur der Beginn. Kurz darauf kommt auch Räucherchili zum Vorschein, dazu ein süß-fruchtiges Element, das an saftige Orangen erinnert.
Immer wieder blitzt auch der Wacholder auf – so mächtig der Fasseintrag nach 18 Monaten ist, der Gin erhebt klar sein duftendes Haupt! Überraschend leichtfüßig fällt das Mundgefühl aus, hier ist der Rum vor allem als abschließende Süße spürbar. Schokolade und Malagaeis runden einen immer noch klar aus Gin (und zwar der würzigen Art!) erkennbares Destillat ab.
Noch markanter sind aber die aromatischen Spuren, die das Portwein-Fass hinterlassen hat. Eine ausgeprägte Beeren-Duftnote legt sich über den würzigeren Kern. Vor allem Schwarze Johannisbeere ist zu riechen, aber auch rote Beerenfrüchte blitzen immer wieder auf. Ein wenig Dille und grüner Wacholder sind bei diesem ungewöhnlichen Gin in Lauerstellung. Sie kommen dann im Geschmack klarer zum Vorschein. Der erste Schluck verbindet Schokolade und einen medizinalen Ton, der auch Wacholder zeigt, vor allem aber schön bittere Wurzel-Noten. Das ist auch gut so, denn damit kann sich die finale Süße des Portwein-Fasses noch deutlicher präsentieren.
Der Nachklang bringt fast alle Assoziationen – rote Trockenfrüchte, Nüsse und Rosinen – des gespriteten Weins aus Portugal mit. Auch hier hat der Gin aber das letzte Wort. Eine klare Empfehlung in Sachen Cocktail wäre ein „Manhattan“ mit diesem Imperial Gin von der Hohen Wand. Wer hingegen Martinis mag, sollte trockenen Wermut verwenden. Persönlich nahmen wir Maraschino – und das rockte wirklich. 1:2 mit dem fassgelagerten Gin wird daraus ein herrlicher Pre Dinner-Drink. Wenn auch einer für nicht allzu zart Besaitete.
Bezugsquelle:
Kaisergin, „Maritim“ ist um EUR 39,50 (0,5 Liter-Flasche) erhältlich, die beiden fass-gelagerten Varianten der „Imperial“-Linie (Rum- bzw. Port-Reifung) kosten jeweils EUR 53,50 im Webshop des Brenners, https://shop.mohr-sederl.com