An Erfahrung im Whisky-Geschäft mangelt es Gordon und Alasdair Stevenson keinswegs. „Ally“ haben wir einst kennengelernt, als er noch die Punk-Biere von BrewDog international vermarktet hat. Damals traf man sich im Wiener „Chelsea“, um die Kreationen wie „Elvis Juice“ zu verkosten. Irgendwie blieb man auch beim eigenen Unternehmen der beiden Schotten, dem Turntable Blending House, der Musik treu. In diesem Fall verbindet man die althergebrachte Methode, Single Malt und Single Grains zu verbinden, bewußt mit Rockmusik-Titeln.
Denn einerseits fand man Blended Scotchs, auch wenn sie 90% des Marktes ausmachen, immer unterbewertet im Image. Zum anderen wollte man mit Transparenz in Sachen Inhalt auch zeigen, woher die Aromatik ihrer „Tracks“ genannten sechs Whiskys kommt. Drei davon sind bereits erhältlich und der Trick für die genaue Aufschlüsselung der Provenienzen von Malt und Grain Whisky liegt im Verzicht auf eine Altersangabe. Denn die darf nur einmal am Etikett stehen, doch bei einer Palette wie dieser, die Geschmack und nicht Alter forciert, kann man das verschmerzen. Denn im Grund sind Ally und Gordons neue Whiskys ein Versuch mehr, die Kategorie im Auftritt zu verjüngen. Und das ist immer zu begrüßen.
Rocken die drei „Tracks“ aber auch? Das wollten wir verkosten. Und am Ende steht ein Sieg für einen Rock-Klassiker. Doch die Reise beginnt daheim, mit der schottischen Band Biffy Clyro – als Band aus Ayrshire keine schlechte Wahl, denn auch einer Whiskys stammt von hier. Aromatisch „sommerlich” soll der erste Track der flüssigen Playlist sein, so die beiden Gründer. Das zeigt sich im höchsten Anteil an Single Grain Whisky – 24% macht der Getreideanteil aus Girvan (das wäre der aus Ayrshire!) aus, dazu kommt mit 19%-igem Anteil aus Strathclyde ein weiterer Grain-Part. Auf seiten der Single Malts hat man sich bei Knockdhu (17%) und Linkwood (40%) bedient. Das Ergebnis riecht nach Toffee und roten Früchten, mitunter denkt man an Kirschen. Allerdings lässt sich auch grillierte Ananas assoziieren. Ein feiner Hauch von Patisserie – ist es Mandelduft? Oder doch Vanille-Brownie? – schwebt über diesem Turntable-Whisky.
Am Gaumen gesellt sich eine Note von Milch-Kaffee, gedämpften Maroni und Nüssen zu diesen Eindrücken. Und der Sommer? Der manifestiert sich in einer leichten Steinobst-Charakteristik, die an Marille denken lässt. Es ist vielleicht nicht die größte Länge, die dieser Whisky mitbringt, aber er sorgt für einen satten Geschmack und bringt mit dem trocken-nussigen Profil eine gute Basis für Cocktails – Whisky Soda oder „Rob Roy“ wären unsere Empfehlungen – mit.
Rauchiger Einstieg mit dem „Firestarter“
Dass für „Track 2“ ein ordentlicher Anteil von der Islay-Brennerei Caol Ila ins Spiel kommt, legt einen rauchigen Namen nahe. The Prodigy und ihr Alternative-Hit „Firestarter“ sind hier natürlich aufgelegt, wie man in Österreich sagt. 40% macht der Islay-Whisky aus, ergänzt um Benrinnes (22%), der in einem der neuen Fässer aus Chinkapin-Eiche alias Quercus muehlenbergii, einer US-Baumart, gefüllt wurde. Hier bringen Cameronbridge (23%) und Invergordon (15%) den Grain Whisky-Anteil ein. Doch der Islay-Rauch ist nicht zu verkennen!
Fast salzig unterlegt schlägt dieser „smoky“ Touch durch. Das erinnert dann fast an Laugengebäck, gefüllt mit Speck. Wie alle Turntables mit 46% vol. gefüllt, zeigt der „Firestarter“ einen fast sanften Antrunk. Das wahre Feuer hat er sich für den Nachhall aufgehoben, wenn es wieder rauchig werden darf. Dazwischen denkt man an Golden Delicious-Apfel, aber auch Kletzenbirne. Für einen Einstieg in die Welt des rauchigen Whiskys ist das top. Zumal man sich an diese Kategorie auch herantasten sollte.
Dass „Track 3“ ausschließlich in Sherryfässern reifte, sieht man dem Whisky an – denn gefärbt werden die Blends der Turntable-Mixer nicht. Und die unkonventionelle Farbe passt bestens zu Song und Interpret hinter diesem „dram“. Jimi Hendrix bekommt posthum einen Schluck zu seinem „Purple Haze“. Mit 42% Craigellachie-Destillat ist das auch ein spannender Whisky für alle, die diese Brennerei (und ihre jugendliche Kraft) schätzen.
Der schokoladige Duft jedenfalls ist mit Feigen, getrockneten Brombeeren und einem ordentlichen Schäuferl Gewürzen unterlegt. „Hard spice“ könnte der „Purple Haze“ auch heißen; denn neben Zimt ist auch Piment und etwas Gewürznelke zu riechen. Die Süße am Gaumen nimmt auch den 46% vol. einiges von ihrem Biss. Viel Gewürzschokolade, ein wenig Garam Masala und final auch ein weiniger Zug sind zu schmecken. Dennoch wird es am Ende trocken am Gaumen – die Getreidenoten des Balmenach (44% Anteil im Blend) und der moderat dosierte Single Grain (14%) von Invergordon sorgen dafür. Diesen „Track“ legt man jedenfalls gerne auf. Slàinte mhath, Jimi Hendrix!
Bezugsquelle:
Turntable Blending House, Track 1 („Joy. Discovery. Invention“) kostet wie Track 2 („Firestarter“) und auch Track 3 („Purple Haze“) je EUR 74,99 (0,7 Liter-Flasche) – alle bei Whic.de, https://whic.de