Nach den raren Whiskys, mit denen das Pionierunternehmen des japanischen Whiskys – das House of Suntory – sein erstes Jahrhundert feierte, setzt man dort fort, wo man 2022 aufhörte. Mit einer Kollektion von vier Whiskys, die unter dem Namen „Tsukuriwake“ kleinere Auflagen an besonderen Single Malts vorstellt. Der japanische Name bezieht sich auf die Vielfalt bei der Herstellung. Und einzelne Komponenten, vor allem die Fassreifung, standen bisher bei den „Tsukuriwake“-bottlings im Fokus. Standesgemäß fand das Tasting der japanischen Whisky-„Royals“ aus Yamazaki und Hakushu im Wiener Palais Coburg statt.
Pauline „Polly“ Scholz kommentierte die Einzelheiten des teuren Quartetts, in dem man heuer in der Tat Neues für Nerds verpackt hat: Während in den bisherigen zwei Kollektionen unter dem Tsukuriwake-Label eher die Fass-Reifung im Fokus stand, geht es 2024 nämlich um die Rohstoffe. Zwei getorfte Single Malts aus Hakushu und Yamazaki legen den Schwerpunkt klar auf das Malz. Die interessanteste Neuheit trägt aber einen im wahrsten Sinne viel versprechenden Namen: „Golden Promise“ könnte zwar auch einer Marketing-Abteilung eingefallen sein. Doch es ist der Name einer in England recht prominenten Malz-Sorte.
Dass man in der Whisky-Branche einmal die Sorten variiert, ist natürlich spannend. Zumal man „Golden Promise“ seit den 1960ern in der Bier-Branche kennt. Man könnte von einem fast „klassischen“ Gerstenmalz für Pale Ales sprechen. Wer viel Hopfen ausbalanciert, hat logischer Weise auch Süße, um die Bitterkeit des Biergewürzes abzufedern. Zudem ist diese Sommergerste dafür bekannt, im Braukessel eine sehr hellfärbige und runde Würze zu ergeben. Und wie ist das im Whisky?
Der ohne Altersangabe gefüllte Whisky bringt Erinnerungen an Pfirsich und Weichkaramellen mit. Ganz zu Beginn kramt man im Süßwaren-Gedächtnis auch länger und kommt dann auf die Schaumzuckerware „Babyspeck“. Doch der „Golden Promise“, von dem zumindest bekannt ist, dass der jüngste Bestandteil acht Jahre alt ist, verändert sich. Vor allem Ingwer als erdige Würzenote wird mit Luft stärker als die Malzsüße.
Dieses Yin und Yang aus Sanftheit und leichten „Spice“-Noten wird auch am Gaumen zur prägenden Eigenschaft. Hier wird es mitunter fast rauchig im Mund, ein Anflug von Schoko-Keks ist zu schmecken, eher der zarte Pfeffer von 48% vol. zur Attacke ansetzt. Es ist die Standard-Füllstärke der Tsukuriwake-Kollektion. Doch man sollte der Versuchung widerstehen, diese Whiskys nach japanischem Vorbild mit Wasser zu verdünnen. Dann kann man diesem Malz besser nachspüren. Zumal es auch seit den frühen 2000er Jahren im Einsatz bei Suntory ist. Vor allem beim „Yamazaki 12 years“ spielt es eine entscheidene Rolle.
Ganz anders als diese fruchtig-weiche Typ, bei dem man sich einen „mizuwari“ mit Wasser noch am ehesten vorstellen konnte, zeigte sich Yamazaki „Peated Malt“. Auch er trägt keine Altersangabe, doch das ist auch nicht das entscheidende Element. Das Torfmalz aus Islay schuf einen rauchigen Typus, der doch die japanische Handschrift trägt. Die Rauchigkeit wirkt hier eher nach innen, denn expressiv nach außen wie bei Schottlands Rauchbomben. Gummistiefel-Gummi, Bienenwaben und Rohschinken vom Hirsch ergeben ein Duftbild, für das Japaner das Wort „umami“ erfunden haben. Der herzhafte Geruch bringt aber eine gewisse Speckigkeit, keine Selchigkeit mit.
Dieser feine Unterschied ist auch zu schmecken. Denn recht sanft legt der Hakushu im Mund los. Eine Gewürzmischung ist sofort der Begleiter des Geschmacks, vor allem Piment und Muskatabrieb sind da und stellen eine Brücke zu den rauchigen Tönen her, die sich ab der Gaumen-Mitte immer stärker bemerkbar machen. Da denkt man dann an Islay-Whiskys wie Laphroaigs „Quarter Cask“.
Gleich zwei Mal „18er“ am Start
Bereits zum 100.Geburtstag von Suntory war der Yamazaki 18 years aus dem Mizunara-Fass der Hit (wenn man nicht an den Preis denkt). Als einer der Whiskys, die beim Festakt mit Keanu Reeves in London serviert wurde, riss er uns zu folgender Beschreibung hin: „Die tropischen Noten geben sich wie „pickled Mango“ beim Inder“. Die kompletten Kostnotizen gibt es hier noch nachzulesen. Im Coburg waren es die gelben Früchte – Steinobst und auch Gelbe Kiwi -, mit denen der Whisky aufwartete. Wobei der Duft nach 18 Jahren in der Wassereiche Japans ein sehr komplexes Gebilde wurde. Mal ist da Sauerkirsche, dann wieder Macis, vor allem aber erstmals auch die Sandelholz-Duftnote, die man der Mizunara gerne nachsagt, die wir aber mit einer Ausnahme noch nie wirklich wahrnehmen konnten. Überraschend finden wir die Sanftheit am Gaumen, denn auch hier stehen 48% vol. zu Buche. Doch sie wirken rund und zugänglich, vor allem ist viel Schokolade im Spiel. Der Geschmack bringt auch etwas Orange mit und klingt versöhnlich, ja fast cremig aus – mit einem aromatischen „Schwänzchen“, das an Schwarzbrot erinnert.
Ebenfalls als „Erfolgsmodell“ blieb auch der 18-jährige Hakushu Peated Malt nach dem 100er Suntorys in der Kollektion erhalten. Hier sorgt ein cremiger Nuss-Mix für einen knackigen Auftakt in der Nase, die Früchte sind stark ausgebildet: Ananas und Kiwi überlagern den feinen Rauchton, der ein wenig an Tee erinnert. Hier sind die Geschmacksnoten auch am Gaumen eng beisammen. Die rauchige Note liefert einen Grundbass, der eher an kalten Rauch denn an medizinale Töne (wie in Islay) erinnert. Dazu steht eine feine Gewürzmischung aus dem Mörser auf dem Programm. Man schmeckt getrocknete Kräuter wie Rosmarin, aber auch etwas Fenchelsamen und Schwarzkümmel.
Die Frucht hat hier fast Schweigepflicht, allenfalls etwas angekokelte Limette stellte die Brücke zwischen den rauchigen Geschmackseindrücken und dem so frucht-getrieben Duft her. Der einzige Hakushu in der 2024er Kollektion, immerhin auch bereits 18 Jahre gereift, macht dem Namen Tsukuriwake jedenfalls alle Ehre. Denn hier herrscht wirklich Vielfalt. Und zwar in einer „leisen“ und komplexen Art und Weise.
Bezugsquelle:
Tsukuriwake Collection, Yamazaki „Golden Promise“ 2024 wird wie auch der Yamazaki „Islay Peated“ 2024 um EUR 659,- gehandelt, der Yamazaki Mizunara Japanese Oak Cask (18 years) ist um EUR 1.790,- zu haben, während für den Hakushu „Peated Malt“ (18 years) EUR 1.450,- fällig werden, alle Whiskys bei www.whiskyzone.de
Als Gesamt-Set führt die vier raren Flaschen Dallmayr, hier beträgt der Preis EUR 3.950,- im Webshop, www.dallmayr-versand.de