Erstaunlich, wie sich die Initiationsriten gleichen. Wenn man am Wiener Craft Beer-Fest mit Braueren und Biertrinkern sprach, stammte die Liebe zum handwerklich gebrauten Bier entweder aus Belgien oder einem längeren USA-Aufenthalt. Auch Clemens Kainradl, heute Diplom-Biersommelier, und Eigentümer der „Bierfracht“ im burgenländischen Hauptstadt-Vorort Kleinhöflein, kam aus den Staaten zurück und hatte eine neue Liebe (seine große Liebe hat ihn ohnehin am Trip begleitet, also kein Grund für Eifersucht).
Ein Bier, das die Craft-Bewegung von den Vereinigten Staaten nach Europa schwappen ließ, ist das Sierra Nevada. 1980 startete man dort am Tiefpunkt der amerikanischen Biervielfalt mit eigenständigen Rezepten in der Hausbrauerei. Heute ist die Gründung von Ken Grossman die Nummer 7 am nicht kleiner gewordenen US-Biermarkt. Nach wie vor stellt das „Pale Ale“ der Brauerei einen idealen Einstieg in die Welt des Craft Beers dar.
Im Duft machen Lychee und gelbe Kiwi, neugierig wie sich diese den amerikanischen Aromahopfen geschuldeten Noten am Gaumen machen. „Unique piney and grapefruit aromas“ verspricht die Brauerei, tatsächlich ist vor allem die Zitrusfrische – uns erinnerte sie eher an Orangen – ein prägender Eindruck. Sehr frisch, rezent sagt der Biersommelier, kommt das Pale Ale über den Gaumen; mit einer merklichen Hopfenbittere, deren grüne Aromen aber zum jugendlich-frischen Eindruck beitragen, anstatt auszutrocknen im Finale. Im Gegensatz zu manchem Nachfolger wurde hier auch mit der Kohlensäure nicht gespart, womit sich ein weiterer Pluspunkt in Sachen Erfrischung ergibt.
Dass Bierfracht-Chef Kainradl das „Sierra Nevada“ diesmal vom Fass servierte, freute natürlich besonders, erhältlich ist es aber auch in der Flasche – eventuell etwas, um die US-Boys bei der Fussball-WM in Brasilien anzufeuern. Go for it!
Bezugsquelle:
Sierra Nevada Brewing „Pale Ale“ ist um EUR 3,30 (0,35 Liter-Flasche) bei Bierfracht erhältlich, www.bierfracht.eu