Buggenhout ist ein Reise wert. Nicht des Ortes selbst wegen vielleicht, aber wegen der dort situierten Brauerdynastie Bosteels. In gewisser Weise ist es auch eine Zeitreise, die man hier antritt. Denn die traditionellen Familienbrauer Belgiens haben die letzten Jahre teilweise reihenweise dahingerafft. Nicht physisch unbedingt, doch die Größe zwischen den Konzernen und den wendigeren Craft Brewern ließen die stolzen, aber teils halt bis zur Insolvenz sturen „Brouwers“ mancherorts Schiffbruch erleiden. Die seit 1833 bestehende Antwerpener Familienbrauerei von de Koninck wäre ein Beispiel. An Verbundenheit mit der Stadt nur mit Ottakringer in Wien zu vergleichen, gehört sie nun zur Duvel Mortgat-Gruppe. Kein schlechter Eigentümer, aber einer, der gerade an einer Biererlebniswelt feilt (geplante Eröffnung: 2015).
Ivo Bosteels hingegen führt durch eine gewachsene, keine geplante, Erlebniswelt, bestehend aus einem Herrenhaus, das für jedes Ibsen-Drama als zeitgenössisch durchginge, und seiner Kutschensammlung. Dass man zurückschaut auf die Tage, in denen Georges Pompidou sich einen der Wagen borgte (das hauseigene Pavel Kwak-Bier wurde der Legende nach für Kutscher entwickelt, daher die Bosteel’sche Obsession), wäre gelogen. Wenn die Verkostung abgeschlossen ist, setzt der verschmitzte Bosteels auch eine Baseballkappe auf.
Sie ist der Werbeträger für das 1996 erstmals gebraute Triple Karmeliet, in dem steirischer Hopfen zum Einsatz kommt. Die Brauerei, die älter ist als das Land, in dem sie steht (Belgien wurde erst 1830 unabhängig), führte sie als Erweiterung der bis heute schlanken Palette ein. Seit 1791 wird schon in der Kerkstraat gebraut, wie Ivo Bosteels begeistert vor den Ahnenporträts im Herrenhaus aus dem Jahre 1859 erzählt. Sein Vater leitete das Unternehmen ein halbes Jahrhundert lang. Nun hat Sohn Antoine das Sagen – zumindest solange, bis Bosteels senior wieder eine Anekdote einfällt.
Das Triple Karmeliet trägt seinen Namen mit Bezug auf ein Kloster in der Nähe, in dem bereits vor Jahrhunderten drei Getreide – neben Gerste auch Hafer und Weizen – zur Malzgewinnung verwendet wurden. Das Rezept der Mönche fanden die Bosteels aber erst, nachdem sie ihre eigene Mischung auf den Markt brachten, die seither einen regelrechten Siegeszug feierte. Im Duft dominiert die an Cornflakes erinnernde Weizen-Note, doch bei 8,4% Alkohol sollten Freunde des klassischen Weizenbieres vorgewarnt sein, Leichtbier ist das Triple Karmeliet keines, dafür herrlich balanciert.
Denn zu der Getreideflocken-Aromatik, die es auch am Gaumen besitzt, gesellen sich Zitrusnoten, vor allem Orangenschale, und eine deutliche Hopfenbittere. Durch die Refermentierung, also die zweite Gärung in der Flasche, kommt es zu einem lang anhaltenden, von etwas Heferest getragenem Geschmacksbild, das bei aller Dichte auch immer eine erfrischende Komponente besitzt. Ein flüssige Sandwichrinde, könnte man es beschreiben, doch das würde der Komplexität nicht gerecht, auch wenn die Getreidemelange letztlich das Rückgrat dieses belgischen Biers bildet. „Bedankt, Bosteels“, wie man in Flandern sagt (und es auch in Österreich versteht).
Bezugsquelle:
Bosteels, Triple Karmeliet, EUR 6,90 bei Getränke Ammersin, allerdings in der 0,75-Liter-Flasche, www.ammersin.at