Der Nimbus der Trappisten-Biere lebt immer noch von den strengen Regeln des Ordens: Brauen innerhalb von Klostermauern und die Supervision durch die Patres sind Pflicht (mehr dazu findet sich in unserem Beitrag über die Abteibiere aus dem belgischen Westmalle). Österreich spielt in dieser elitären Hopfenliga seit wenigen Jahren mit, danach kam nur noch je ein Kloster in den USA und in Italien zur kleinen „Trappist Ale“-Familie dazu. Das Stift Engelszell, dessen Biere im nahen Stift Schlägl abgefüllt werden, bedient zum großen Teil den Export, aber mittlerweile sind die drei Trappistenbiere aus Oberösterreich auch hierzulande gut vertreten. Benannt werden die Klosterbiere nach ehemaligen Äbten; Gregorius Eisvogel gab dem dunklen, Benno Stumpf dem Dubbel und Nivard Volkmer dem jüngsten Bier, einem Hellen mit 5,5% Alkohol, den Namen.
Die beiden traditionellen Trappisten-Bierstile, Dubbel und Tripel, pflegt man auch in Engelszell, mit ihnen startete 2012 die Brauerei. Das „Benno“ als helles Dubbel bringt mit 6,9 % einiges an Kraft mit, dazu lässt man Honig für Süße und Farbgebung ins Rezept einfließen. Den merkt man auch im Duft deutlich, es ist allerdings eine dunklere Spielart von Honig, in dem nicht die Süße dominiert. Dazu steigen zarte Kirsch- und Balsamessig-Noten aus dem schönen Engelszeller Kelchglas, das man sich ebenfalls bei den Bierpokalen der Belgier abgeschaut hat. Roggenflocken aus dem Frühstücksmüsli riechen wir ebenfalls. Am Gaumen kommt die malzige Süße schon im Antrunk durch, Orangenschale, ein Hauch von Zimt und Koriandersamen sowie die Honignote sorgen für Vielschichtigkeit. Eine gewisse Säure ist beim Benno auch vorhanden, sie gibt dem an sich schweren Bierstil eine gewisse Drinkability.
„Gregorius“ ist die Austroversion eines Tripel, auch bei dem mit 10,5 Volumsprozent kräftigsten Bier setzt man Honig ein. Mit seinem Duft erinnert es an gekochte Maroni, mit der zarten Salzigkeit lässt es aber auch an Laugengebäck denken. Ganz zart stellen sich auch selchige Noten ein, die allerdings immer hinter den süßlicheren Akzenten zurücktreten. Dem malzig-süßen Antrunk folgen cremige Schokoladenoten mit etwas Vanille. Vor allem das Mundgefühl, das an locker aufgeschlagene Kaffee-Creme denken lässt, stellt den Trump des kräftigen Engelszellers dar. Im Abgang merkt man dann auch den Alkohol des Starkbieres recht deutlich, für Empfindliche schieben die fast 11 Volumsprozente im Finish ein bisschen stark an. Oder hat uns nur die Süße davor eingelullt?
Der jüngste Zugang, das „Nivard“, ist ein helles Spezialbier mit 5,5 % Alkohol. Hier wollte man Leichtigkeit, wenn auch im klösterlichen Stil demonstrieren. Heller Tabak, Weißbrot, Karamell und Banane ergeben einen Weißbier-artigen Duft. Knackig und frisch kommt das säuregeprägte Trappistenbier im Antrunk daher, das softe Karamell stellt sich wieder ein, dazu eine an Blutorange erinnernde Saftigkeit. Sie wird gegen Ende von der einsetzenden Bittere ausgebremst, die das Nivard noch recht lange ausklingen läßt. Es ist das moderne Gesicht des Brauwesens der Zisterzienser von der Strengen Observanz, wie der Orden offiziell heißt. Und definitiv eine Erweiterung der Dualität Dubble/Triple, mit der man sich immer an den belgisch-holländischen Kollegen messen muss.
Bezugsquelle:
Stift Engelszell, Trappistenbier „Nivard“ kostet EUR 1,92 (0,33 Liter-Flasche), das „Benno“ EUR 2,64 und das dunkle „Gregorius“ ist um EUR 2,88 erhältlich, alle bei Vinorama, www.vinorama.at