Die Wiedereröffnung der Ardbeg-Brennerei auf der Hebriden-Insel Islay im Jahre 1997 war der Beginn des Aufstiegs zur kultigen Single Malt-Stätte. Doch erst 2000 folgte mit dem „Ten years“ die erste Standard-Abfüllung. Es blieb lange der einzige Whisky der Destillerie mit Jahrgangsangabe. Vielmehr rätselten die (zahlreichen) Fans des Islay Malts im Fan-Club „Ardbeg Committee“ und außerhalb, wie lange genau die jährlichen Sonderabfüllungen – zuletzt der „Drum“ – im Fass verbracht haben. Und nun überraschte die über ihren Eigentümer Glenmorangie zur Moët Hennessy–Louis Vuitton SE (LVMH) gehörende Brennerei erneut.
Knapp 20 Jahre später kommt eine weiter Altersangabe fix ins Kernsortiment und dieses „age statement“ hat es mit der ungeraden 19 in sich. Es wird zwar eine jährlich wechselnde Kleinserie (mit leicht veränderlichem Geschmacksprofil) werden, aber der so lange gereifte Ardbeg namens „Traigh Bhan“ macht in jedem Fall neugierig. Sein gälischer
Namensgeber wurde der „singende Sand“ nahe der Halbinsel Oa bei Port Ellen; das Naturphänomen eines technisch eher unter den Schuhsohlen „pfeifenden“ Sandstrand steht hinter dem Traigh Bhan. Dieser Strand unterm Leuchtturm von Carraig Fhada ist allerdings nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Küsten-Stück im Nordwesten Islays, quasi genau diagonal gegenüber der Ardbeg-Brennerei gelegen. Denn übersetzt heißt Traigh Bhan nur soviel wie „Weißer Strand“. Und wie trinkt sich das? Singt auch die Flasche wie der Sand?
Nun, unverkennbar steigt mit Öffnen der Flasche „19 years“ der Islay-typische Rauch in die Nase: Er begleitet eine fast fleischige, süße Fruchtigkeit, deren Duft zwischen Ananas und Blutorange zu liegen scheint. Bisweilen steigt sogar Marzipan aus dem Teer-See, der sich hier olfaktorisch ausbreitet. Der Mix aus süßen, bisweilen zitrusfruchtigen Noten mit dem „Islay smoke“, den man als Haus-Stil benennen könnte, beschränkt sich aber nicht nur auf den Duft.
Sanft beginnt der Whisky mit einem schokoladigen Film, wieder sind die nicht ganz klar zu benennenden gelben Früchte (Pfirsich-Cheescake? Ananas-Gelée?) da. Eine malzige Süße, die an die Maltesers-Schokokugeln erinnert, wird von den rauchigen Akzenten immer wieder abgelöst. Bemerkenswert ist aber die zart scharfe Komponente, die sich als Roter Paprika ziemlich „spicy“ von Beginn bis ins Finish durchzieht.
Gegenüber der anderen, mittlerweile ikonischen Age Statement-Füllung, dem „10 years“, wirkt hier aber alles noch feiner miteinander verwoben: Frucht, Pikanz und der Rauch stehen in einem Equilibrium, das große Freude macht. Lediglich der Preis zeichnet da ein paar Furchen der Sorge in den „weißen Sand“.
Bezugsquelle:
Ardbeg, „Traigh Bhan 19 years“ ist um EUR 199,90 (0,7 Liter-Flasche) beim Weisshaus-Shop erhältlich, www.weisshaus.at