Man kann von einer kleinen Offensive sprechen. Denn gezielt wurde beim heimischen Weinhändler nach „neuen Namen“ gesucht. Schließlich will man den Kunden im Lockdown nicht nur altvertraute Weingüter nahelegen bei Wein & Co. „Es ist wichtig, unsere Kunden permanent mit Produkt-Neuheiten zu versorgen“, gab Johannes Vasak als Marketing-Leiter die Devise aus. Die mit dem neuen Jahrgang 2020 dann auch gleich ein paar Neu-Listungen ergab. Erfreulicher Weise ist darunter auch das Traisental, das sich nie ganz aus seinem Dasein als ewiger Geheimtipp in Sachen Weißwein befreien konnte. Das ändern auch die Blockbuster von Markus Huber oder die Fan-Gemeinden-Rieslinge von Ludwig Neumayer nicht im Alleingang.
Dabei ist gerade hier eine durchwegs junge Winzerschaft gerade dabei, die Weine der Region neu zu entdecken, auf dass sie auch andere entdecken mögen. Tom Dockner in Theyern ist einer davon und auch, wenn sich das Weingut am Traminerweg 3 befindet, kommt von ihm Riesling ins Glas. Der passt nämlich auf das Traisentaler Konglomerat-Gestein bestens und wird auch vom kühlen Wind des Dunkelsteiner Walds in der Nacht wie von einer Klimaanlage umfächelt. Bei der letzten großen Kost des gesamten Gebiets (hier nachzulesen), erstaunten diese Weine durch die Bank. Und auch dieser Ortswein, der dementsprechend „Inzersdorf“ heißt, ist ein ungewöhnlicher Riesling. Weder karg, noch abweisend, wie die Sorte einem in der Jugend begegnen kann, lässt sich der 2020er Traisental DAC an.
Klar, im Duft zeigt sich der frisch gefüllte Dockner-Wein anfangs noch kühl; Kirschblüte und Pink Grapefruit sind aber nur die Vorhut. Bald wird es gelb-fruchtiger, auch wenn sich die Marille als typische Sorten-Duftnote nicht zeigen will. Gelber Apfel und ein bisschen Nektarine sind aber kein schlechter Ersatz. Und sie signalisieren, dass es auch am Gaumen saftig und fruchtig zugehen wird.
Hier geht es der Dockner’sche 2020er ebenfalls ruhig an. Mit feiner Klinge zeigt sich zunächst eine leichte Würze von Schwarzem Sesam, die mineralische Ader liegt auch zu Beginn frei. Mit satten 8,4 Gramm Restzucker wird es nun aber in der Tat saftig süß – wie frische Orangenspalten lässt sich dieser Riesling im Mund an. Die Könnerschaft Tom Dockners zeigt sich hier aber in der ebenfalls hohen Säure, die diesen fruchtigen Impetus abfängt und ihn in die richtige Bahn lenkt. In Summe wird so eine säurige Marille daraus, die auch bis ins Finish für knackige Eindrücke sorgt.
Gut gekühlt, macht der Wein in der beginnenden Gartensaison 2021 bereits viel Freude. Er ist ein Weißer, auf den sich viele einigen können, nicht zu trocken, aber auch keine richtige Fruchtbombe. Die Speiseempfehlung unsrerseits ist allerdings etwas kurzlebiger als der heurige Sommer es hoffentlich ist: Zum Osterlämmchen machte der „Inzersdorf“ perfekte Figur.
Bezugsquelle:
Tom Dockner, Riesling „Inzersdorf“ 2020 kostet EUR in den Filialen von Wein & Co. bzw. online, www.weinco.at