Der Bourbon unter den Wodkas hat nun einen Österreich-Vertrieb. Gut so, denn die Spirituose mit der alten Destille am Etikett ist in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich. ,,Tito’s“ lässt eher an Tequila denken, bezeichnet aber ein texanisches Wodkaprojekt, für das 100% Mais verwendet wird. In Osteuropa eher verpönt, ist das amerikanische Brenngetreide eher für seine Süsse (siehe Bourbon) bekannt. Dazu kommt eine technische Spezifikation, die eigentlich ein weiches, belangloses Destillat ergeben müsste. Tito wird sechs Mal filtriert. Doch um bei der Mais-Analogie zu bleiben: Es scheint, als habe man den braunen, aromatischen Rest von einem Popcorn gesäbelt – denn der Wodka aus Austin hat Charakter, als wäre er aus bestem Roggen.
Im Duft kommt das noch nicht so zum Tragen, hier sind es florale Noten, besonders Rose, die auf Weichheit schliessen lassen. Etwas stichig, mit zartem Menthol, wirkt der Tito anfangs noch. Lässt man ihm mehr Zeit, entdeckt man auch nussige Duftnoten.
Süsslich im Antrunk, dreht der Texas-Wodka ab dem mittleren Gaumen in Richtung Würze. Anfangs ist es nur eine pfeffrige Note, die sich zu den ganz zarten Aromen nach roten Früchten gesellt. Bis ins Finish kommen aber auch die nussigen Anklänge des 40%-igen Brands wieder, im Rückaroma schmeckt man sogar einen Hauch Bittermandelöl.
Dass ein Maisdestillat auch gluten-frei ist, sei für die cocktailtrinkenden Unverträglichkeitsopfer ergänzt, für alle steht aber fest: Tito’s stellt einen charaktervollen Wodka dar. Nur einen Fehler sollte man vermeiden, wenn man jhn pur trinkt – bitte nicht zu kalt servieren. Es wäre schade um die Finessen und das dezente Spiel von Kirschblüte und weissem Pfeffer.
Bezugsquelle:
Tito’s Wodka ist um EUR 22 (0,7 Liter) bei Morandell International erhältlich, www.morandell.com