Es ist immer eine Freude, Oskar Hagers Weine in der Gastronomie zu entdecken. Denn aus unerfindlichen Gründen sind die Weißen des bescheidenen Kamptalers dort viel zu selten zu finden, obwohl sie ideal zur heimischen Küche passen. Letztens war es im Steinfeld-Hof so weit und Gerald Jeitler servierte einen Riesling verdeckt, dessen Pfirsichfrucht die Sorte aber sofort erkennen ließ. Knackig und mit einem ganzen Korb an Zitrusfrüchten schlug der 2015er den Veltliner daneben locker aus dem Feld. Es war Hagers Riesling Seeberg, der diesen schönen Zug zum Tor entwickelte.
„Ihnen fehlt vielfach einfach die Säure“, bestätigte Oskar Hager nunmehr beim ersten „Tasteival“ seines neuen Händlers Craft Wines den Veltliner-Verdacht. 2015 ist nördlich der Donau offenbar eher ein Riesling-Jahr geworden. Die Frucht der Grünen Veltliner machte viele von ihnen zu „Nasenweinen“ – tropenfruchtig und animierend im Duft, enttäuschen sie mit wenig Leben und eine breiten Aromatik schon in der Jugend. Was soll da noch kommen?
Doch zum Glück hat Hager diesmal seine Rieslinge mit und die Novemberlese mit ihrem Duft nach gelber Kiwi, Marille und Nektarine enttäuscht nicht. Der kräftige Antrunk des 2015ers weicht hier schnell einer würzigen Anlage, die weißen Pfeffer, aber auch Piment mitbringt und mit einem an hellen Tabak erinnernde Note dem Fruchtschmelz Paroli bietet. Hier ist noch ein wenig Lagerzeit anzuraten, dennoch passt der Riesling auch jetzt schon zu einer gebackenen Hühnerleber oder besser noch: Kalbsbries.
Die seit Jahren als einer seiner Lieblinge bekannte Novemberlese hatte diesmal aber einen Wein neben sich stehen, der schon im optisch neugierig macht. Wie ein Schüttbild mit Olivenöl und Tomatensauce wirkt das von einer sozialpädagogischen Werkstätte gefertigte Etiketten-Motiv. „Das steht für zwei Bodenprofile“, erläutert Oskar Hager, dass es keineswegs um den künstlerischen Ausdruck allein geht (auch wenn das Bild bei ihm in Mollands einen Ehrenplatz hat). Terra mobile heißt demnach dieser Grüne Veltliner, der teilweise im Barrique gelagert wurde.
Der spontan im Holzfass vergorene Wein hat auch eine lange Maischestandzeit hinter sich und die merkt man schon im Duft. Expressive Tropenfrucht, die kurzfristig an ein Lattella Mango denken lässt, prägt die Erstbegegnung mit Hagers Blend aus dem besten Lesematerial zweier Veltliner-Gärten. Maracuja und ein etwas erdiger Ton, vielleicht am plastischsten mit Knollen-Sellerie beschrieben, mischen sich dazu.
Dennoch zeigt der 2014er Terra Mobile jahrgangsbedingt zunächst ein schlankeres Bild am Gaumen: Fein und mineralisch beginnt der Top-Veltliner, erst allmählich gesellen sich die gelben Früchte um diesen Knochenbau. Dann schmeckt man kühle Bananen-Noten und wieder Mango, ehe der Wein im Finale wieder zitrusfruchtiger wird. Elegant im Abgang, spielen dann Säure und Frucht ein letztes Mal groß auf. Großer Trinkspaß – und wie alles bei Hager von beachtlicher Preis-Leistung-Relation geprägt.
Bezugsquelle:
Oskar Hager, Riesling „Novemberlese“ 2015 ist um EUR 8 erhältlich, der Grüne Veltliner „Terra mobile“ 2014 um EUR 9,30, beide online bei Craft Wines, http://craftwines.com/?s=Hager&post_type=product