Am Beginn eines neuen Jahres zurückzuschauen, ist vielleicht unüblich. Aber das heutige Getränk regt dazu an. Denn vor ziemlich genau acht Jahren – man schrieb den 3. Jänner 2014 – startete das Trinkprotokoll mit seinem ersten Beitrag zu Cascara. Das Getränk stellte damals noch eine ziemliche Neuheit dar. Weshalb wir besonders gerne vorstellten, was Oliver Goetz (von der Rösterei Alt-Wien) da abgepackt hatte. Acht Jahre später ist der Markt für den Kaffeekirschen-Aufguss deutlich bereiter. Und so kommt auch dieser Tage ein Cascara in die Tasse.
Der stammt aber von der Röstmarie alias Marie Grüner, die neben ihren feinen Röstungen (ihren Espresso-Roast stellten wir hier vor) und Barista-Trainings auch den nachhaltigen „Tee“ anbietet. Zwar handelt es sich streng genommen um keinen solchen, da nicht von der Camellia sinensis (=Teestrauch) stammend. Doch wie der „Kräutertee“ – den die Franzosen etwa sprachlich korrekter als „tisane“ vom „thé“ unterscheiden – kann man sich mit der nicht 100% korrekten Benamsung die Anwendung vorstellen.
Auch der Cascara wird nämlich mit heißem Wasser gebrüht – „fünf bis zehn Minuten“, empfiehlt die Röstmarie. Ein Teelöffel reicht für eine große Tasse, die man mit den aus Costa Rica stammenden Kaffeekirschen-Resten aromatisch füllt. „Hazienda Sonora“ nennt sich die Farm, von der Grün(er)-Kaffee bezogen wird. Die Schalen der bekannten Kaffeebohnen enthalten dabei ebenfalls Geschmack und auch Koffein, wurden hierzulande aber lange nicht geschätzt. Melange, Espresso, Filterkaffee: Ja. Aber ein Cascara?
Nun, der Duft eines Kaffees ist in der Tat im Rest des Aufgusses am präsentesten. In der Tasse selbst erinnert der Cascara an Pfingstrosen, etwas Rauleder, aber auch Rooibos-Tee. Herb und zart rotfruchtig, ohne sich einem einzelnen Obst zuordnen zu lassen, riecht dieses orange-braune Getränk. Vegetale Gerüche lassen auch an Holunderholz und grüne Haselnüsse denken. Die Überraschung im Aufguß ist aber das überaus cremige Mundgefühl. Wer hingegen den Wachmacher-Biss des Koffeins sucht, muss feiner hinschmecken. Der lauert quasi im Hintergrund, als zarte Bitternote ist er präsent.
Fehlt vielleicht noch eine fruchtige Note im Cascara? So man diese möchte, muss man eine längere Ziehzeit wählen. Nach zehn Minuten kommt die Cranberry, die Marie Grüner auch auf der Packung als Geschmacksnote erwähnt, klarer durch. Davor ist es eher eine Erinnerung an Himbeere, mit erfrischend herber und wachmachender Seite. Von der Bitterkeit von Kaffee und überextrahiertem Schwarztee ist man aber entfernt – falls jemand mal einen alternativen Frühstückswachmacher möchte. Aber so oder so: Schön, dass es mehr Cascara gibt!
Bezugsquelle:
Röstmarie, Kaffeekirschentee (Cascara) ist um EUR 10,80 (100 Gramm-Packung) im Webshop erhältlich, www.mariegruener.com