Wenn Wein durch Willenskraft wachsen würde, hätte Andrea Franchetti wuchernde Weinberge. Denn der Italiener gilt als eine Ausnahme-Persönlichkeit. In einer Gegend, die eher als Schafweide und Rückzugsort vom Trubel der Toskana gilt, Wein machen zu wollen, ist eines. Ein Vermögen in das Gut zu investieren, dann noch , die dänisch-stämmige Legende hinter Spaniens Kult-Wein „Pingus“ als Freund und Berater zu haben, das andere. Wichtiger als Geschichten und eine fanatischer Eigentümer sind aber die Folgen dieser Kombination: Bis zu 50 Ernte-Durchgänge werden im Val d’Orcia benötigt, um immer nur das optimal reife Lesegut zu erwischen. Tenuta di Trinoro heißt dieses Weingut, dass es noch nicht bekannter ist hierzulande, liegt an der relativ jungen Geschichte seiner nach Bordeaux-Vorbild vinifizierten Blends. In der Heimat Italien sammelt man ohnehin Auszeichnungen, auch wenn man nicht jeden Wein zu Bewertungen einreicht. Da ist Sig. Franchetti eigen, denn mit einigen Journalisten hat er es nicht so.
Doch wir haben drei seiner aktuellen Füllungen vor uns. Und der „kleine“ Wein aus diesem Hause wäre anderswo bereits das Ende der Fahnenstange. Als Cuvée aus Cabernet Franc (den gibt es seit kurzem auch reinsortig im Val d’Orcia), Merlot, Cabernet Sauvignon und Petit Verdot wird der „Le Cupole“ gefüllt. Aktuell steht der 2012er zum Kosten an und intensiv nach Brombeer-Marmelade riecht der Vier-Sorten-Blend. Vor allem aber sind da auch Hagebutten und eine zarte Note von Unterholz. Der Erstschluck fällt entsprechend vollmundig aus, dieses Mal erinnert er mehr Zwetschken als an Beeren, die durchkommen – das ist ein zum Beissen dichter Wein! Noch immer jugendlich ist der Gerbstoff, im Rückaroma kommt noch Lakritze zu den dunklen Noten, leicht süß klingt der Le Cupole aus.
Das Flaggschiff, der Tenuta di Trinoro, stammt diesmal aus dem Jahr 2014. Schon der Geruch macht neugierig auf diesen Super-Tuscan: Steinpilz, etwas Kakao und eine tiefgründige, schwarze Beerenfrucht, an ein wenig süßes „Hollerkoch“ erinnernd, notieren wir zum Wein mit dem dreistelligen Flaschenpreis. Im Mund zunächst nussig und mit balsamischen Noten, driftet der Geschmack in zwei unterschiedliche Richtungen. Doch da geht noch mehr; die fruchtsüße Art wird von einem bereits abgeschliffenen Tannin begleitet, das in der Form für ein langes Leben sorgen dürfte. Zu sagen, dieser 2014 öffnet sich bereits, wäre eine große Untertreibung. Reden wir in fünf Jahren weiter.
Mächtiger Merlot: Beeren-Körberl aus Zedernholz
Wenige Flaschen hatte Gabriele Grazi beim Wiener Vinoptikum, dem Fest des italienischen Weins des Importeurs Morandell, aber von einem reinsortigen Merlot mitgebracht – und die Menschentrauben mit Fragen zu diesem „Palazzi“ wichen kaum vom Stand. Der in einer ähnlichen Preisklasse wie der Super-Tuscan angesiedelte 2012er Rotwein mit satten 15% bringt einen ganzen Korb Beeren im Duft mit. Dunkel und säurig mischen sich, Brombeere, Holunder finden sich ebenso wie reife Himbeeren und etwas Aceto Balsamico.
Schon der erste Schluck weist ihn als echten Italiener aus, diese Kombination aus Saftigkeit, Würze und Gerbstoff bei aller Wuchtigkeit dieses Merlots findet man so kaum wo. Zedernholz, Espresso, schwarze Johannesbeere und wieder Brombeere, dazu auch ein noch jugendlich-präsentes Tannin bereiten einen vor auf das tiefdunkel-satte Finale. Hier wünscht man sich ein langsam geschmortes Wildschwein dazu – auch wenn man nicht Obelix heißt!
Bezugsquellen:
Tenuta di Trinoro, „Le Cupole“ 2012 ist um EUR 34,90, der Super-Tuscan „Trinoro“ um EUR 161,10 bei Vinorama erhältlich, www.vinorama.at
Den „Palazzi“ 2014 gibt es derzeit nur in Deutschland z. B. bei Fischer-Trezza um EUR 131,50, http://www.fischer-trezza.de