Über das große Jahr, das der japanische Whisky ebenso wie sein Pionier-Haus Suntory heuer feiert, haben wir schon berichtet (das Tasting mit Keanu Reeves – hier nachzulesen). 100 Jahre gibt es den lange als Exoten unter den fünf großen Whisky-Nationen betrachteten Nippon-Whisky nun bereits. Das wurde auch in Salzburg betont, wobei es im Hotel Sacher weniger um die Geschichte selbst, sondern die Besonderheiten der drei Brennereien Yamazaki, Chita und Hakushu ging. „Es wird „Hak-schu“ gesprochen, das „u“ ist stumm“, lernte man mit Pauline Scholz auch gleich ein wenig Japanisch.
Die Markenbotschafterin erzählte nicht nur vom Wasser, das entscheidend für die Standort-Wahl der ersten Brennerei im Jahre 1923 wurde: Am Zusammenfluss dreier Flüsschen gelegen, besitzt Hakushu eines der weichsten Wässer Japans. Das Ergebnis war auch ein Favorit der Verkostung: Der „12 years“ zeigt mit Torfmalz, das aus den Beständen der Islay-Destillerie Laphroaig stammt, eine feine Rauchigkeit. Sie wird aber ganz japanisch in vier Fass-Typen noch weiter kultiviert. So sieht es die japanische Kunst des Blendens vor, die seit 1972 eben auch in der Präfektur Yamanashi zelebriert wird.
Der „12 years“ wird zum Jubiläum auch in einer 100 Jahr-Edition angeboten – ein Zuckerl für Sammler und Japan-Fans. Denn das eigene Etikett bringt die in den Wäldern gelegene Brennerei in dezenten Grüntönen zum Schimmern, ganz in der Tradition der Washi-Papiere des Inselreichs. Doch zurück zum Inhalt! Er ist ident mit der Standard-Abfüllung des „Zwölfers“. Die Nase ortet dabei einen sehr eleganten Duft, der Grünen Apfel mit Weißem Pfeffer und Orangenblüten-Wasser verbindet. Aber auch ein „waldige“ Note, die an Tannenzweige und Zypressen erinnert, hat der Torfrauch hinterlassen. Es ist eindeutig der gut erzogene Sprößling der Familie Smoke, der hier das Glas okkupiert.
Am Gaumen überrascht angesichts dieser Rauch-Spur das sanfte Mundgefühl, das eine elegante „Smokyness“ aufweist. Man denkt unwillkürlich an Champagner-Trüffel bei diesem schokoladigen Geschmack mit dem dosierten Punch. Der leichte Rauch kommt als geflämmte Limettenzeste dann auch im Nachklang zum Vorschein. Zart herb klingt der „Hakushu 12 years“ mit diesen Noten aus.
Dieser komplexe Single Malt ehrt das Prinzip des Gründervaters Shinjiro Torii, mit wenig Ausgangsprodukten eine Vielfalt an Whiskys zu schaffen. Dazu trugen immer auch die Single Grains bei, mit denen Suntory seine großen Erfolge in der Nachkriegszeit – Stichwort: Whisky-Highball-Bars landesweit – feierte. Sie kommen aus der jüngsten der drei Brennereien, Chita in der Präfektur Aichi. Sie liegt Meer-umtost auf der Halbinsel, die „The Chita“ auch ihren Namen gibt. Wie ein nicht überholzter Bourbon duftet dieser hellbraune Einstieg in die Whisky-Welt Japans: Karamell-Popcorn, die Glasur eines Kaffee-Indianers in der Konditorei, aber auch frische Birne sorgen für angenehm leichte Duftnoten. Die Süße am Gaumen ist ein Element, das den anderen Suntory-Produkten abgeht, aber genau daher fällt sie bei diesem Single Grain aus Mais auch so auf. Dazu trägt auch die Mischung der Fässer bei, die für den seit 2015 gefüllten „The Chita“ zum Einsatz kommt: Ex-Bourbon-Barrels, spanische Eichenfässer und weiter aus europäischer Eiche, die mit Wein vorbelegt wurden.
Im Mund als sensorischer Dunkelkammer entwickelt sich ein cremiger Film, der Birne und Nüsse zeigt. Die Toffee-Noten sind ausgeprägt und bringen mit der weichen, zart getreidigen Art einen Mix aus lange gekauter Pasta (ohne Sauce – gute Nudeln pur!) und vor allem Shortbread hervor. Die zarte Vanille-Note und das buttrige Element prägen dann auch den Nachhall. Man wird keine Ecken und Kanten finden, aber dieser Single Grain ist einfach ein Leckerbissen – vor allem für Whisky-Novizen. Und die brauchen wir, damit auch in den nächsten 100 Jahren die Single Malts aus Japan auch „verstanden“ und geschätzt werden.
Bezugsquelle:
Suntory, Hakushu 100th Anniversary „12 years” kostet EUR 175 (0,7 Liter-Flasche) beim Online-Händler Topdrinks, www.topdrinks.at
Suntory, The Chita (Single Grain) wird um EUR 59,90 in den Interspar-Filialen mit „Weinwelt“ bzw. Online angeboten, www.interspar.at