Zum Schachspielen mit meinem ersten Schreib-Lehrmeister gab es meistens Jameson. Einerseits, weil wir ja Stil hatten, sollte es Whiskey sein, da aber auch das Spiel verfolgt werden sollte, gab es keinen Single Malt, der nach ungeteilter Aufmerksamkeit verlangt hätte. „Ein idealer Einsteiger“, gab mir Brand Ambassador (eigentlich ein männlicher Traumberuf) Stéphanie Madács Jahrzehnte nach meinen Niederlagen am Brett recht. Vor allem das Fehlen von alkoholischer Schärfe im Duft, aber auch die Absenz der jodig-torfigen Noten, die manchen Whisky (diesmal ohne „e“, da hier ja die Schotten gemeint sind) schon in der Nase verleiden, baut Vorurteile ab.
Die habe ich zwar keineswegs, aber im fortgeschrittenen Trink- und Lebensalter ist mir der geschmeidige „Blockmalz“-Geschmack, der sich neben dem Blending der dreifachen Destillation des irischen Lebenswassers verdankt, doch etwas zu rund. „Kein Problem“, meint Stéphanie, schließlich kommt dieser Tage Neues aus dem Hause John Jameson & Son nach Österreich. Zwischen 10 und 15 Jahre sind die Grundwhiskies der „Select Reserve“ gereift, ein gutes Fünftel davon im Sherry-Fass, was die spezielle Aromatik erklärt. Denn der nur zart mit Kräuternoten (Estragon, Wermutkraut) unterlegte Duft nach Milchschokolade und Vanille läßt eine Art flüssiges „Mars“ erwarten.
Tatsächlich ist auch der erste Eindruck relativ süß, Nougat findet sich auch hier, ehe der neue Ire im Finish aufdreht: Aus dem Karamell heraus entwickelt sich eine schöne Länge, die aber jede Schärfe vermissen lässt. Jetzt muss ich nur noch meinen Schachpartner wieder finden (oder besser: seine Telephonnummer)…
Bezugsquelle:
Jameson, „Select Reserve“, EUR 29,90 bei Del Fabro, www.delfabro.at