Trotz seiner Jugendlichkeit als Betrieb – gegründet wurde die Winery 1997 von Kevin Mitchell – hat sich Kilikanoon innerhalb weniger Jahre zu einem der renommiertesten Weingüter Australiens entwickelt. Penwortham im Clare Valley (Südaustralien) hat vor allem bei alten Weingärten wahren Schätze zu bieten. „Mort’s Block“, die über vier Jahrzehnte alte Riesling-Anlage von Vater Mort Mitchell ist ein Beispiel. Das Pflanzdatum der Shiraz-Anlage 1865 (!) ein anderes. Zum Glück hat man mit Laurenz M. Moser nun einen Importeur, der derlei Raritäten auch nach Österreich bringt, gefunden.
So wstrten wir unsere Reise ins Clare Valley mit dem Blend, den Kenner gerne als „GSM“ aufrufen. Hier heißt er „Baudinet“ und verbindet die Rebsorten Grenache, Shiraz und Mataro aus dem Jahrgang 2019. Man darf diese nach dem Vorbild der Rhône gekelterte Cuvée als echte Fruchtbombe bezeichnen. Granatapfel und Schwarze Nüsse sorgen zusammen für einen herben Duft. Der wird zudem immer „dunkler“. Allenfalls Eukalyptus, die Signatur des Shiraz, mischt sich in dieses Potpourri. Pate stand wie oft in Australien der Besitzer des Weingartens, aus dem man bei Kilikanoon schöpft. Bruce Baudinet dürfte gute „fruit“ geliefert haben. Denn geschmacklich wirkt das Tannin viel feiner, als es die Nase vermutet hat. Fruchtsatt und mit einem heidelbeerigen Nachhall tritt die Cuvée auf. Johannisbeere, etwas Säure und Lakritz-dunkler Nachdruck sind weitere Facetten eines echten Allrounders in Rot.
Doch wer Australien hört, antwortet reflexartig mit „Shiraz“. Und der vermutlich bekannteste Wein des Guts, der „Killermans Run“, stellt die Rebsorte in Reinkultur dar. Aktuell entkorkt man den Shiraz des Jahrgangs 2020 . Dicht und üppig wird dieser Schluck sein – da ist man sich nach dem ersten Duft (Hollerkoch und Johannisbeer-Gelée) schon sicher! Etwas Kohlestaub und die würzige Signatur der Rebsorte, hier als Lorbeerblatt und „grüner“ Speck präsent, fetten im wahrsten Sinn des Wortes den Eindruck auf. Und es passt! Richtiggehend mundfüllend tritt der Shiraz auf. Die konzentrierte Beerenfrucht (Heidelbeere vor allem) kleidet den Gaumen aus. Der Mokka-dunkle Gerbstoff zeigt noch die Jugend an. Leichtgewicht ist dieser Kilikanoon keiner, aber zu einem kräftigen Steak mit würzigem Pfeffer-Rub schlägt die Stunde dieses Schwergewichts!
Eine andere Liga ist dagegen Kilikanoons Shiraz „Oracle“ aus dem Jahrgang 2016. Nicht nur preislich stößt man dabei in die Oberliga des Weinguts aus Penwortham vor. Auch Geschmacklich hat man alles mit dem breiten Pinsel gezeichnet: Dunkelstes Purpur-Rot mit violettem Rand – eine attraktive Erscheinung! Aromatisch kommt der Mix aus Steak-Saft, Holzwürze und kandierten Veilchen zum Zug. Hier ist alles mit dem breiten Pinsel gezeichnet worden. Kräftig ist auch die Frucht ausgeprägt; Brombeere legt vor, dazu kommt etwas säurige Johannisbeere, die bereite zum ersten Reifeplateau vordringen. Der Gerbstoff wirkt bereits soft und zurückgebildet, ein Nachklang von Espresso und Nougat hat genug Power, dem mächtigen Frucht-Gebälk – mit Luft ist vor allem die Preiselbeere auffällig – etwas entgegenzusetzen. Dennoch: Immer noch fünf Jahre Potential – und dann zum Rindsbraten, bitte!
Die Krönung des Sortiments, das nach Europa kommt, stellt dann ein weiterer Shiraz dar. „Attunga 1865“ verweist auf die uralte Rebanlage, die heute vielleicht ein Zehntel aktueller Pflanzungen der Sorte ergibt. Doch die Qualität dieser Trauben ist eben unvergleichlich gut.
Schon der Duft liefert einen Mix aus sehr dunkler Schokolade und klar als Brombeere anzusprechender Frucht. Dazu kommen komplexe Akzente, die von Waldboden und Trüffel bis zu einer frischen, rotbeerigen Nuance reichen. Dunkle Kirschen und Graphit werden mit mehr Luft, die man ihm unbedingt geben sollte, zu einem Eindruck von Johannisbeeren und Bockshörndl (Carob). Kraft und Zug hat der „Attunga“ 2019 auch im Mund jede Menge. Der Gerbstoff ist schon angenehm abgeschliffen, die 14,5% vol. entwickeln aber hohe Schubkraft. Zumal mit einem Quäntchen Thymian und Steinpilz auch die Tiefendimension bedient wird. Hier erkennen vermutlich auch Laien, dass sie es mit einem großen Wein zu tun haben. Noch ist hier alles sehr kompakt, doch man darf gewiss sein, dass sich in drei Jahren die Würzigkeit der alten Reben durchsetzt – und einem hohen Genuss die Bahn bricht.
Bezugsquellen:
Kilikanoon, „Baudinet“ (= Grenache/Shiraz/Mataro) 2019 wird um EUR 44,45 angeboten; „Killermans Run“ Shiraz 2020 kostet EUR 19,45 und „Oracle” Shiraz 2016 ist um EUR 83,95 erhältlich, alle im Feingeist-Shop, www.feingeist.at
Kilikanoon, „Attunga 1865“ Shiraz 2018 wird um EUR 210,- z. B. bei BosFood angeboten, www.bosfood.de