Leider, leider: Still ist es um viele engagierte Mikrobrauereien geworden. Da tut es gut, wenn wieder ein paar Flaschen beweisen, dass einige Aufrechte weiter den Weg des Hand-Brauens gehen. Im Falle von Hianzenbräu kommen noch ein paar Details dazu, die es schwer machten, die Biere von Dieter Horvath, Stefan Pratscher und Dominik Kainz zu ignorieren. Zum einen hauchten sie dem wunderbaren Dialekt des Südburgenlands, dem Hianzischen, überregional sichtbares Leben ein. Denn jedes Etikett ist „zwei-sprachig“ abgefast. „Tua’s finsta und kial aufheibm“, wird der Bierfreund etwa über die artgerechte Haltung der 0,33-Liter-Flaschen aufgeklärt. Zum anderen zeigte man – dank der Unterstützung der Marktgemeinde Großpetersdorf –, wie man auch für neues dörfliches Leben statt Abwanderung sorgen kann. Denn der häufige Pächter-Wechsel im Gemeinde-Gasthaus „Petersbräu“ wurde durch das Vertrauen, das man dem Trio 2020 geschenkt hat, einmal beendet. So wird nun aber auch echt etwas gebraut im „Bräu“.
Das Kernsortiment, mit dem man bei Hianzenbräu ins dritte Bestandsjahr geht, besteht aus vier Abfüllungen. Sie sind erfreulich klassisch und ersparen den Südburgenländern Exzesse mit Aroma-Hopfen. Neben dem „Hellen“ und einem „Weizen“-Bier (untergärig gebraut und damit wenig „bananig“ im Geschmack) gibt es auch das „Bernstein“. Und hierzu ist zu bemerken, dass da ein klarer Fall von „Nomen est omen“ vorliegt: In mittel-dunklem Bernstein tanzt dieses Bier nämlich im Glas. Mit 5,2% vol. ist es auch das kräftigste aus dem Sudhaus in Großpetersdorf. Der üppige Schaum ist ein Hingucker; olfaktorisch erblüht er als richtiggehende Hopfen-Blume.
Dem zart süßen Blumen-Duft folgt ein heller Malz-Eindruck im Mund. Der Geschmack hat ein bisserl was von Sandwich-Wecken: Ganz zart röstig, im Kern aber weich und angenehm. Final wird das „Bernstein“ von würzigen Glanzlichtern begleitet, die an Weißen Pfeffer erinnern. Sie machen bei aller Intensität Gusto auf den nächsten Schluck.
Zweiter Liebling aus dem „Petersbräu“ war das Wiener Lager, das man schlicht „Hausbier“ nennt bei den drei Brauern. Die Farbe ist schon mal attraktiv zu nennen beim (ebenfalls mit 5,2% eingebrauten) Bier: Orange Reflexe begleiten das Gold-Braun, das sich im Glas zeigt. Auch das dunklere Malz kann man klar erschnuppern; es macht in Form von Haselnuss-Creme und einem Touch Kakaopulver neugierig. Letzteres wirkt zusammen mit der leichten Süße im Geruch wie frisch vom Tiramisu gestiebitzt.
Am Gaumen ist es die Kohlensäure, die feinperlig aber konsequent diesen angenehm runden Malz-Körper ausbalanciert. Und im Nachtrunk meldet sich dieses leichte „Nusserl“ auch wieder. Womit der würzige Ausklang perfekt ist!
Final kann man daher nur raten, der Aufforderung „Tuits na feist koustn“ Folge zu leisten. Zumal Horvath, Pratscher und Kainz bereits am Ausbau – konkret: einem 500 Liter-Sudkessel – von „Hianzenbräu“ arbeiten. Wer nicht nur Flasche für Flasche mithelfen will, kann auch per Crowdfunding für mehr „Hopfnung aus dem Südburgenland“ sorgen.
Bezugsquelle:
Hianzenbräu, „Bernstein“ und „Hausbier“ sind wie die anderen Sorten um je 2 Euro (pro 0,33 Liter-Flaschen im Sechser-Tragerl) via Webshop der Brauerei zu haben, https://hianzenbraeu.at