„Immer frisch gemahlen“, verspricht Oliver Goetz bei der Vorstellung des neuen „private blends“ der Kaffeerösterei Alt-Wien. Kurz, bevor es auf die Biomesse nach Nürnberg geht – auch die Deutschen entdecken allmählich die Demeter- und Fairtrade-zertifizierten Mischungen aus der Schleifmühlgasse – wurde noch der „Wiener Kaffee“ verkostet. Christoph Ströck hat ihn für sein „Wein & Brot“-Lokal in der Landstraßer Hauptstrasse 82 geordert.
Im „Feierabend“, so der programmatische Name der Neueröffnung, wird nicht nur dem neuen Trend zum Filterkaffee gehuldigt, wofür Guatemalas „Elephantenbohne“ Maragogype verwendet wird. Es gibt auch eine Hausmischung. Ab 100 Kilogramm Jahresbedarf läßt sich ein solcher Privat-Blend sinnvoll rösten, verrät Goetz in seiner adaptierten grauen „Alt-Wien“-Uniformjacke, die einmal ein Desigual-Sakko war. Da sollte man sich bei Ströcks keine Sorgen machen, denn seit der Eröffnung ist das Lokal, früher ein Italiener namens „Cipola“, gut gebucht.
Der Kaffee stammt aus der mexikanischen Region Chiapas, die ich bisher nur mit dem politischen Kampf für Gerechtigkeit assoziert hatte. Die Heimatprovinz der Zapatisten stellt aber beachtliche Qualitäten an Biokaffee her, reißt uns Goetz aus den Schwelgereien über die Skimützen-Revolutionäre um Subcommandante Marcos. Vor allem aber sei es ein „staubtrockener“ Arabica, der aus Mexiko kommt. Qualitätsfanatiker, der er ist, übersetzt es Goetz auch für Laien, was darunter zu verstehen ist: „Hat er zu viel Säure, wurde er falsch zubereitet“. Der Partner, mit dem er im Aromapack in geheimem Mischungsverhältnis zusammenlebt, stammt aus Bolivien.
Die Duftnoten des kleinen Schwarzen erinnern an geröstete Haselnüsse und sind angenehm hell, hier wurde nichts zu dunkel geröstet. Vom „burnt roast“ Neapels sind wir weit entfernt, der „Wiener Kaffeegeschmack“, um den es den Beteiligten ging, sei schließlich so: „Kräftig, aber nicht zu stark“. Das äußert sich aber nicht in Zahnlosigkeit, die Länge des Ströck’schen Hauskaffees ist beachtlich, vor allem da sie nicht von Säure, sondern einem satten Touch Bitterschoko getragen ist. Das könnte vielen schmecken, weshalb es den „Wiener Kaffee“ auch zum Mitnehmen gibt – für’s Frühstück nach dem „Feierabend“ quasi.
Bezugsquelle:
Alt-Wiens Blend „Wiener Kaffee“ gibt es in Ströcks „Feierabend“-Filiale, das Viertelkilo kostet in der Landstraße 82, Wien, EUR 6,39, www.stroeck-feierabend.at