Besucht haben wir ihn schon. Das war voriges Jahr. Doch da reifte der Bio-Whisky noch in seinem Fass. Doch nun ist er gefüllt – 999 Flaschen sind es am Ende vom „N° 12“ geworden. Sie fassen 0,35 Liter und machen den Erstling aus dem knapp nicht mehr in Salzburg gelegenen Biergut Wildshut der Stiegl-Brauerei zu einer Rarität. Es ist ein echter Sproß des „farmhouse distillings“, wie man das international feiern würde. Sämtliche Rohstoffe stammen aus der Umgebung des Guts, auch das Wasser der jüngst entdeckten Quelle kam beim Einstellen der Trinkstärke zum Einsatz. Zudem erfolgten auch die Verarbeitungsschritte vor Ort. Wobei: Die Verwendung von handwerklich getorftem Malz aus einer der Urgersten-Sorten aus Wildhut liegt einem Kreativbrauer wie Markus Trinker natürlich.
Bis zum gegorenen „Distiller’s Beer“ ist ja auch nicht wahnsinnig viel Unterschied zum Maischen für ein Bier. Doch statt der Hopfengabe folgt beim Single Malt eben der Brennvorgang. Und dann geht es ab ins Fass, das auch dem „N° 12“ seine Aromen verleiht. Fünf Jahre ließ man der Whisky-Premiere Zeit in den Eichengebinden (s. Photo rechts) zu reifen.
Der Name steht übrigens für die Vollkommenheit (man denke an die 12 Monate, 12 Sternzeichen oder 12 Apostel) und hat nichts mit etwaigen Vorläufern dieses Whiskys zu tun. In Gold hat der Salzburger Künstler Jürgen Norbert Fux die namensgebende Zahl auch am Etikett verewigt. Womit es auch Zeit wird, den neuen Single Malt auch mit einem Trinkprotokoll zu würdigen.
Leder, Rauchchili und Plantagen-Schokolade sorgen für ein wildwüchsiges Duftbild, das bar jeder Fruchtigkeit ausfällt. Die maskuline Art des Salzburger Whisky-Neulings bleibt auch im Zeitverlauf präsent. Selbst mit viel Luft lässt er sich allenfalls zu einer Honig-Lebkuchen-Note hinreissen. Allerdings regiert auch nicht der Sägespan-Ton eines zu starken Holzeinflusses das Bukett. Im Gegenteil: Der „No. 12“ ist noch jung, aber sicher nicht zu jung!
Das zeigt dann auch die angenehm runde Art im Mund, die um einiges sanfter wirkt, als es 44,4% am Etikett vermuten ließen. Es ist eine perfekte Trinkstärke geworden, denn sie trägt die Eindrücke gut an den Gaumen heran: Nach den fünf Jahren Fassreifung befinden sich so Schokolade (mit Brownie-Anmutung, die auch die zarte Röstnote des Torfrauchs zeigt) und salzige Nüsse in einem spannenden Widerstreit. Auch im Finish bleiben diese dunkleren Geschmacksnoten vorherrschend – Edelkakao-Pulver und Pekannüsse bleiben noch lange haften. Dieser gelungene Erstling aus Wildshut lässt uns auf weitere Abfüllungen hoffen!
Bezugsquelle:
Biergut Wildshut, „Bio Whisky N° 12“ ist um EUR 89,- (0,35 Liter-Flasche) auf Gut Wildshut oder im Stiegl-Webshop erhältlich, www.stiegl-shop.at