Die Wortspiele sind praktisch vorprogrammiert und haben es als „maisterlicher“ Wodka auch auf das Etikett des steirischen Destillats geschafft: „Entbrannt“ nennt sich das in anmutige Halbliter-Flaschen gefüllte, klare Destillat aus „Woaz“, wie man in der Steiermark den Kukuruz auch gerne nennt. Die Wahl des Brenngetreides ist aber nicht nur der lokalen Verfügbarkeit der gelben Kolben geschuldet. „Wodka ohne Geschmack ist „old school““, lassen die vier Grazer wissen und haben sich bewußt für dem „Eastern style“ entschieden.
Denn während der US-Gesetzgeber eine praktisch neutrale Anmutung des Wodkas vorgibt, hat vor allem der ewige Streit zwischen Kartoffel- und Getreidewodka-Erzeugern, namentlich Polen und Russland, dazu geführt, dass man immer auch die „Rohfrucht“ schmecken sollte. Mit ihrem Entbrannt legen das Quartett nun einen Mais-Brand vor, der vor allem im Vergleich mit dem international erfolgreichsten Destillat aus „Woaz“, dem amerikanischen Tito’s, seine deutliche Kante zeigt. Rustikal ist hier kein Schimpfwort, sondern Programm, könnte man auch sagen.
Dafür steht nicht nur der mächtige Kolben am Etikett, der bei richtigem Licht wie ein Hinterglasbild gelb aufstrahlt. Braves Destillat, das macht die erste Nase schon klar, will der „Woaz-Wodka“ definitiv keines sein. Gibt’s ja eh schon genug davon, vor allem im Wodka-Regal. Irgendwo zwischen dem Haiti-Rum Clairin und Grappa pendelt sich der wilde und süße Duft ein. Etwas dunkler Popcorn-Mais (etwa die Sorte „Dakota Black“), aber auch den malzigen Duft von Ovomaltine und Weiße Schoko kann man erschnuppern.
Der Kostschluck bringt ebenfalls süße Noten mit; unwillkürlich sucht man im Register der Gebäck-Variationen nach einer Analogie. Etwas Vanille, das sicher, aber auch ein heller Kuchenteig, doch alles das dauert nur, bis die Würze des Destillats einsetzt. Die beiden Gesichter des „Entbrannt“-Wodka stehen ziemlich nebeneinander. Doch es gibt einen Trick, sie einander anzunähern.
Mit einem Eiswürfel, so die Empfehlung von Rainald Koitz, einem der vier Firmengründer, zeigt der Steirer sein freundlicheres Gesicht. Fast cremig wird dann das Mundgefühl, die Würze geht zurück, der Pfeffer verschwindet praktisch im schokosüßen Mais-Film. Interessanter Weise wird auch der Nachklang intensiver – Kräuter wie Rosmarin runden dann den „Entbrannt“ ab. Es liegt also in der Hand der Woaz-Freunde, ob man die Sanftheit steirischer Hügel oder die volle Kante genießen will. Wir sagen „woaz-strowje“!
Bezugsquelle:
Entbrannt, Mais-Wodka ist um EUR 39,90 (für die 0,5 Liter-Flasche) im Webshop erhältlich,