Wer die südsteirische Weinstraße kennt, hat die Kästenburg auch schon gesehen. Mächtig thront das Herrenhaus in Ratsch seit 1638 hier. Es ist der Arbeitsplatz von Jakob Josef Jakopé und „JJJ“ muss man erst kennenlernen. Der 23-jährige Jungwinzer mit der Lederhose tritt als einer der sechs Kandidaten zur heurigen Schlossquadrat-Trophy an. Die Weine, die er zu seiner Präsentation mitgebracht hat, sind ungewöhnlich. „Rotwein und Sekt sind bei uns die Besonderheit“, so der Steirer. Vor allem die Versektung im Weingut ist ungewöhnlich, schließlich scheuen viele den Aufwand davor uns lassen lieber Winzersekt bei Spezialisten aus ihrem Traubenmaterial erzeugen. Aus dem Sortiment der Kästenburg kommen zwei der zehn Schaumweine ins Glas, die recht unterschiedlich sind.
Der Chardonnay-Sekt erinnert im Duft an Holunderblüten, Quitten, Toastbrot und auch „Soletti“. Die feine Perlage dieses mit 8,8 Gramm Restzucker gefüllten 2015ers bringt auch am Gaumen die Holunderblüten-Noten mit, garniert von fruchtigem Birnen-Schaum und einer an Grüne Nüsse erinnernden Nussigkeit. Eine beachtliche Dosis Weißer Pfeffer rundet dieses Potpourri an schmelzigen Noten ab.
Demgegenüber steht der Muskateller-Sekt aus dem Jahrgang 2017. Er hat mit 13 Gramm Restzucker mehr Dosage abbekommen, dennoch präsentiert er sich in der Nase herber als der 2015er zuvor. Mostbirnen, Hagebutten und wieder Holunderblüten, diesmal aber weniger expressiv, stehen in den Kostnotizen aus dem Schlossquadrat. Wieder startet der Schaumwein feinperlig, ehe die Sorte dann mit ihrem typischen Geschmack von Muskat-Abrieb durchkommt. Es ist ein satter Schluck mit Frucht und Süße, Nektarinen und Babymais sind zu spüren. In jedem Falls gut kühlen, raten wir!
Und zum Vergleich gäbe es den Stillwein der gleichen Sorte, aktuell wird der 2018er Gelbe Muskateller eingeschenkt in Margareten. Er duftet sortentypisch nach Macis, bringt dazu aber auch duftige Mandarinen mit. Der Kostschluck ist trockener als der expressive Duft erahnen ließ. Die Frucht ist zurückgenommen, dafür komm zum Gelben Apfel eine beachtliche Würze. Sie wird von Muskat und Papiernüssen auf der einen Seite, von einem leichten „Pfefferl“ auf der anderen Seite getragen. Mit 11,5% ist der Muskateller leicht und auch sehr trocken (2 Gramm Restzucker), der würzig-leichte Typus wird von einer animierenden Säure begleitet.
Im Weingarten eine Diva, im Keller eine Tussi
Jakob Jakopé über den Pinot Noir
Die Rotweine wiederum, von denen Jakopé sprach, haben eine ähnliche Bandbreite; der 2012er Pinot Noir ruhte im Barrique-Fass (Medium getoastet), bringt aber noch anständig Holz-Noten mit. Die Nase zeigt hingegen die kräutrige Spielart des Burgunders an: Wermut, Steinpilze, viel Eukalyptus und erst dahinter dunkle Weichsel stehen zu Buche. Der Wein ist saftig und hat noch eine gute Zeit vor sich, das sagt der Kokos-Touch vom Barrique, der sich zwischen Roter Bete, Sauerkirsche und reifer Erdbeere eingenistet hat. Es ist ein Rotwein, der auch Pinot-Skeptikern gefallen dürfte; keineswegs dünn und „himbeerig“, wie gerne von Kritikern gemeint wird.
Jugendlich dagegen wirkt der Cabernet Sauvignon des Jahrgangs 2017, der gleich zwei Besonderheiten aufweist. 11% Alkohol steht hierzulande selten auf einem Rotwein-Etikett, dazu kommt ein Zug, der an den Verwandten Cabernet Franc erinnert. Denn bei allen dunklen Düften, als da wären Maroni-Schale, Kakao und Geranien-Erde, kommt der Rote Paprika stichgerade in der Nase durch. Die Preiselbeeren am Gaumen, begleitet von Kotanyi-„Paprika Edelsüß“, gehen über in ein kräftiges (weil noch jugendliches) Tannin. Der Gerbstoff sorgt dafür, dass sich eine Analogie im Kopf formt: Irgendwie erinnert dieser Cabernet aus der Südsteiermark an einen jungen Amarone des nicht süßen Ausbaustils.
Wer einen leichteren (auf den Alkohol bezogen!) Rotwein für den Sommer sucht, der dennoch mit Steak und Co. mithält – der „CS“ von der Kästenburg wäre ein Kandidat dafür. Bitte auch hier: Ankühlen bitte, die Flasche!
Bezugsquelle:
Kästenburg, Chardonnay-Sekt 2015 kostet EUR 16,50, der Sekt vom Gelben Muskateller 2017 EUR 16,30, eine Flasche Muskateller 2018 kommt auf EUR 7,90, der Pinot Noir 2012 ist um EUR 15,90 zu haben und der Cabernet Sauvignon 2017 um EUR 9,70, alle ab Hof, www.kaestenburg.at